Sie sind aus der Betäubung erwacht: Patienten nehmen
Diagnosen und Therapien nicht mehr als Halbgott-in-Weiß gegeben hin,
sondern beschweren sich immer häufiger, wenn ihnen eine Behandlung
misslungen erscheint. So ist im vergangenen Jahr allein beim
Medizinischen Dienst die Zahl der Gutachten zu vermuteten
Behandlungsfehlern um 17 Prozent gestiegen.
Die Zahl der bestätigten Fehler dagegen ist leicht gesunken. Und
das, obgleich in Deutschland immer häufiger operiert wird. Und obwohl
die Patienten immer älter werden, an mehreren Krankheiten zugleich
leiden, mithin das Risiko steigt, etwas zu übersehen und falsch zu
machen. So gesehen arbeiten Ärzte besser als früher.
Dass sich Patienten häufiger beschweren, haben sich vor allem die
Kliniken auch selbst zuzuschreiben, weil sie im Wettbewerb mit
anderen Häusern gern den Eindruck erwecken, kleine Wunder vollbringen
zu können. Und weil Mediziner an Krankenhäusern noch nicht gelernt
haben zu kommunizieren. Weder mit den Patienten. Noch mit den
Kollegen.
Die Hierarchie im Gesundheitswesen ist vielleicht eines der
größten Risiken für die Patienten. Und auch wenn sich in NRW mit der
Einrichtung eines Fehlermeldesystems in den vergangenen Jahren
einiges getan hat, wird noch zu oft geschwiegen. Die Betäubung im
Gesundheitswesen hält an.
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