Westfalenpost: Rolf Hansmann zur zunehmenden Ungleichheit bei den Löhnen

Auf den ersten Blick ist es eine gute Nachricht, die
die Bertelsmann-Stiftung gestern verbreitet hat: Bis zum Jahr 2020
steigen die Gehälter deutlich an. Und niemand kann ernsthaft ein Haar
in der Suppe finden, wenn Wachstumsgewinne der Unternehmen wieder
stärker an die Beschäftigten weitergegeben werden. Doch wie immer
steckt der Teufel im Detail: Nicht alle Lohngruppen in Deutschland
profitieren von dem vermeintlichen Geldregen. Für eine Gesellschaft,
die auf Solidarität baut, ist eine solche soziale Ungleichheit eine
unheilvolle Entwicklung.

Die Schere wird noch weiter
auseinandergehen
von den Spitzenverdienern und Kinderlosen
auf
der Gewinnerseite sowie den Angestellten in
Dienstleistungsbranchen, Familien mit Kindern und Alleinerziehenden
auf der Verliererseite. In der Lohntüte werden diejenigen
benachteiligt, die einen großen Beitrag für das Gemeinwohl leisten –
Angestellte in Gesundheits- und Sozialberufen beispielsweise. Mit
Blick auf die alternde Gesellschaft sind das alles andere als rosige
Aussichten. Zumal die Studie der Bertelsmann-Stiftung auch zu dem
Ergebnis kommt, dass Teilzeitbeschäftigte in Zukunft noch stärker
abgehängt werden – gerade in der Gesundheits- und Sozialbranche sind
Arbeitsverträge zur Teilzeitbeschäftigung weit
verbreitet.

Die Ungleichheit verschärft sich noch. Wer
argumentiert, dass das für eine Volkswirtschaft nicht nachteilig sein
muss – weil der Einzelne angetrieben wird, noch engagierter und
produktiver zu arbeiten, um höher zu kommen -, sieht die Sache zu
einseitig. Frustrierte Arbeitnehmer, die sich unterbezahlt fühlen,
helfen der Wirtschaft nicht.

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