Westfalenpost: Schwarzer Peter gesucht Von Lorenz Redicker

Immerhin, eines wissen wir jetzt sicher: Auch im
Bundesverkehrsministerium findet sich Sachverstand, gepaart mit
Vernunft. Wenn auch nur auf der „unteren Ebene“ – da nämlich soll das
Dossier zum Bahnprojekt Stuttgart 21 entstanden sein, wie Minister
Ramsauer gestern abwiegelte.

Das Dossier versammelt, was die Kosten betrifft, die wichtigsten
Kritikpunkte am geplanten Tiefbahnhof. Neu daran ist – neben dem
Aspekt, dass diese Kritik nun gebündelt aus dem Ministerium selbst
kommt – der Vorwurf an die Deutsche Bahn, dass sie bislang trotz
eindeutiger Aufforderung aus dem Aufsichtsrat nicht versucht habe,
mit den Projektpartnern über die zuletzt zugegebenen Mehrkosten zu
verhandeln. Das zeugt von großer Arroganz, nicht zuletzt dem
Eigentümer gegenüber, also dem Staat: Zwei Milliarden Mehrkosten, da
kann man wohl nichts machen – aber was soll–s, am Ende zahlt es doch
der Steuerzahler. Unerträglich.

Natürlich rückt Peter Ramsauer nicht von Stuttgart 21 ab. Jetzt
noch nicht. In einem Wahljahr, für Bayern gar einem Doppelwahljahr,
kann ein CSU-Politiker nicht zum Totengräber für dieses politisch so
aufgeladene Projekt werden. Ramsauer sucht andere Schuldige. Die
sollten sich doch finden lassen. Denn wer eigentlich will noch diesen
Tiefbahnhof?

Pressekontakt:
Westfalenpost
Redaktion

Telefon: 02331/9174160

Weitere Informationen unter:
http://