Westfalenpost: Späte Gerechtigkeit / Kommentar von Joachim Karpa über das Urteil zum Srebrenica-Massaker

Trauer lässt sich nicht in Worte fassen. Sie hört
für die Angehörigen nie auf. Vor 19 Jahren haben im Bosnien-Krieg
serbische Einheiten in Srebrenica 8000 muslimische Männer und
Jugendliche ermordet. Niederländische Blauhelm-Soldaten in der so
genannten UN-Schutzzone sahen dem Massaker untätig zu. Und 300
Flüchtlinge, die sich auf dem Stützpunkt der Holländer sicher
wähnten, lieferten sie ihren Mördern aus. Ein beschämendes, ein
klägliches Verhalten. Ein Zivilgericht in Den Haag hat einer Klage
der Hinterbliebenenorganisation „Mütter von Srebrenica“ stattgegeben.
Danach trägt der niederländische Staat als Oberbefehlshaber seiner
Soldaten eine Mitverantwortung für das Kriegsverbrechen an den 300
Opfern und macht ihn dafür haftbar. Die Regierung der Niederlande sah
keine Mitschuld, verwies auf die Verantwortung der Vereinten
Nationen, für die das Kontingent im Einsatz war. Ein Argument, das
nicht verfing. Der Richterspruch mag für die überlebenden Mütter,
Ehefrauen und Geschwister Genugtuung sein. Mehr nicht. Ein Stück
gefühlter Gerechtigkeit. Endlich spricht jemand aus, dass es ein
Unrecht und eine Grausamkeit war, die Männer wie Schlachtvieh dem Tod
auszuliefern. Bis heute vergeht kaum ein Monat, in dem nicht ein
Massengrab mit sterblichen Überresten entdeckt wird.

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