Westfalenpost: Wegwerf-Daten / Kommentar von Martin Korte zum Passwort-Diebstahl bei Yahoo

Wir sprechen vom mutmaßlich größten Datendiebstahl
aller Zeiten: Kriminelle haben die Passwörter von 500 Millionen
Yahoo-Nutzerkonten gehackt. 500 Millionen!

Und wer regt sich darüber noch so richtig auf? Niemand. Schon die
Tatsache, dass der Vorgang (angeblich) zwei Jahre lang unentdeckt
blieb, deutet an, welche Priorität der Fall genießt. Datendiebstähle
häufen sich, die öffentliche Empörung hält sich in Grenzen. Trügt der
Eindruck – oder haben vor allem junge Menschen eine ziemlich laxe
Einstellung zum Thema Datenschutz? Vielleicht hängt das auch mit
einer zunehmenden Wegwerfmentalität zusammen. Ist das eine Handy weg,
dann wird halt schnell ein neues gekauft. Und wer widerspricht schon
WhatsApp, weil der Dienst bald auch Werbung aufs Display dudeln will.

Yahoo stapelt natürlich tief. Aber wer die gehackten Passwörter
geschickt einsetzt, kann damit eine Menge Schindluder treiben. Denn
viele Internet-Nutzer setzten ja nur ein einziges Passwort für alle
Anwendungen ein. Und spätestens, wenn es um Bank-Informationen geht,
kann das richtig böse Folgen haben.

Bequemlichkeit ist menschlich und schwer zu beeinflussen.
Internet-Giganten per Gesetz zu zwingen, Daten besser zu schützen,
wäre da schon sinnvoller.

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