Pferd im Hackfleisch, zu viele Tiere im
Hühnerstall, vergifteter Mais im Tierfutter: Es ist wieder Krisenzeit
in der Lebensmittelbranche. Was können wir überhaupt noch essen,
fragt sich der verunsicherte Verbraucher. Doch auch wenn jeder
Skandal einer zu viel und Empörung über Betrug und Panscherei
berechtigt ist: Nie waren unsere Nahrungsmittel so sicher wie
heute.
Die drei jüngsten Fälle unterscheiden sich: Eier und
Hackfleisch waren falsch deklariert, aber nicht gesundheitsschädlich.
Das ist beim krebserregenden Pilzgift im Mais anders. Jedenfalls im
Prinzip. Praktisch aber soll dem deutschen Milch- und
Fleischkonsumenten keine Gefahr drohen, heißt es. Das ist glaubhaft,
weil die Folgen einer leichtfertigen Entwarnung für die
Verantwortlichen politisch desaströs wären. Da hat sich etwas
geändert. Während der serbische Gesundheitsminister kürzlich
demonstrativ ein Glas Milch mit überschrittenem Grenzwert trank,
würde hierzulande kein Umweltminister mehr radioaktiv verseuchte
Molke schlecken, so wie es Bayerns Alfred Dick nach Tschernobyl
tat.
Die drei Fälle gleichen sich aber auch, weil sie
verdeutlichen, dass Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion
organisiert sind wie der Rest der globalisierten Industrie: Rohstoffe
werden dort eingekauft und verarbeitet, wo es am günstigsten ist. Das
Bild vom Bauern, der Futter für seine Tiere selbst anbaut und die
Produkte in der Nachbarschaft vermarktet, ist romantischer Unfug.
Politik und Verbände haben eine Agrarindustrie gefördert, die Größe
zum Überleben braucht und den Weltmarkt beliefert. Das macht unsere
Lebensmittel günstig und dank vieler Kontrollen prinzipiell nicht
ungesund. Aber ist es im Interesse der Verbraucher, dafür 40 Prozent
des EU-Haushalts aufzuwenden?
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