Westfalenpost: Westfalenpost zur Zypern-Entscheidung: Ein brisantes Spar-Paket Von Knut Pries

Die Kredit-Summe und damit das Risiko der Geber
fällt niedriger aus als erwartet. Die Russen müssen zehn Prozent
ihrer Schwarzgeld-Konten abschreiben. Und die Insel muss sich den
nötigen Strukturreformen unterziehen, vor allem die Banken
gesundschrumpfen – auf den ersten Blick hat der Zypern-Deal der
Eurozone zahlreiche positive Elemente Das Paket enthält indes
gewaltige Zumutungen. Die betreffen in erster Linie den Griff in die
Taschen der Sparer. Der ist juristisch, sozial und ökonomisch
bedenklich. Juristisch, weil er einer ausdrücklichen EU-Garantie für
Sparguthaben bis zu 100.000 Euro zuwiderläuft. Sozial, weil eben
nicht nur Oligarchen geschröpft werden, sondern auch schlichte
zyprische Familien. Ökonomisch ist das Paket brisant, weil es
Vertrauen zerstört. Was das bedeutet, kann man sich als Deutscher mit
der Erinnerung an den dramatischen Moment im Oktober 2008 klarmachen,
als Kanzlerin Merkel und ihr Finanzminister Steinbrück den
Landsleuten die Unantastbarkeit ihrer Spar-Guthaben zusagten. Man mag
sich nicht ausmalen, was hierzulande los wäre, würde diese Garantie
relativiert. Zwar wird Deutschland bis auf weiteres Ziel, nicht
Ausgangspunkt von Sparerflucht bleiben. In Portugal, Spanien und
Italien könnten freilich andere Überlegungen angestellt werden.

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