Westfalenpost: Wo ist der Wille zum Frieden? Von Martin Korte

Ein bisschen Hoffnung. Mehr nicht. Die
Kriegsparteien in der Ostukraine haben sich auf eine Waffenruhe
geeinigt. Das ist ein Signal, ein Anfang. Und wenn das Sterben ab
Sonntag wirklich ein Ende haben sollte, sogar ein guter. Vor allem
Angela Merkel und François Hollande ist es zu verdanken, dass
Wladimir Putin und Petro Poroschenko überhaupt an den
Verhandlungstisch zurückgekehrt sind und fast 17 Stunden lang bis zur
Erschöpfung um eine Lösung pokerten. Europa hat Handlungsfähigkeit
bewiesen.

Aber: Wir sind jetzt nicht viel weiter als vor fünf Monaten. Minsk
I weckte im September Hoffnungen, die schon kurze Zeit später wieder
zerplatzten. Papier ist geduldig, jetzt zählen die Fakten. Die
Marathon-Verhandlungen von Minsk II sind wertlos, wenn die Beschlüsse
nicht umgesetzt werden.

Leider haben die vergangenen Monate gezeigt, dass beide Seiten in
ihrem Hass auf den Gegner lieber zu Waffen als zu Argumenten greifen.
Wenig positiv stimmt in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass
die Waffenruhe erst Sonntagnacht beginnen soll. Bis dahin geht das
Töten weiter – und es werden sich bestimmt genügend Gründe für
Vergeltungsmaßnahmen finden.

Wladimir Putin ist nicht der Typ, der sich Landgewinne ohne
umfangreiche Zugeständnisse wieder wegnehmen lässt. Der Westen
vertraut ihm nicht mehr, aber das ist ihm egal. Der russische
Präsident strotzt vor Selbstvertrauen.

Entscheidend ist der Wille zum Frieden. Leider machen beiden
Seiten nicht den Eindruck, als sei das Schweigen der Waffen ihr
herausragendes handlungsleitendes Motiv. Hoffentlich irren wir uns

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