Westfalenpost: Zeitumstellung: Trägheit des Systems

Klar, es gibt wichtigere Probleme. Aber genau mit
diesem Argument, also mit der relativen Bedeutungslosigkeit des
Sachverhalts, wird das Thema Zeitumstellung seit Jahren auf den
Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben. Mag sein, dass zu Zeiten der
Ölkrise eine Diskussion über Sommer- und Winterzeit mal sinnvoll war
– heute nervt die Umstellung der Uhren im Frühjahr und im Herbst nur
noch. Niemand hat bisher den schlüssigen Beweis erbracht, dass die
Stundenschieberei tatsächlich Energie spart. Die Nachteile überwiegen
die Vorteile. Letztere sind hauptsächlich psychologischer Art. Es ist
allein der Trägheit des politischen Systems geschuldet, dass einfach
alles immer so weiter geht wie bisher. In Brüssel und in Berlin
halten die Meinungsführer das Problem augenscheinlich nicht für
relevant. Und weil die Mehrheit der Bürger das anders sieht, schürt
die ergebnislose halbjährliche Diskussion die Politikverdrossenheit.
Abgesehen davon: Die CDU muss sich die Frage gefallen lassen, für wie
bedeutsam sie ihre eigenen Parteitagsbeschlüsse hält. Sonst könnten
die Delegierten der Versammlung noch auf die Idee kommen, dass sie so
überflüssig sind wie die Zeitumstellung.

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