–Wirtschaftliche Robustheit Deutschlands nur gefühlte Stärke– – Der beste Standort für Familienunternehmen ist die Schweiz, Deutschland nur im Mittelfeld

(DGAP-Media / 21.01.2013 / 14:10)

Die Länder, die in Europa sowie den USA die besten Bedingungen für
Familienunternehmen bieten, haben eines gemeinsam: Es sind gerade die
kleineren Staaten. Am besten schneidet die Schweiz ab. –Klein bedeutet eben
auch anpassungsfähig und veränderungsbereit–, sagte Professor Dr. Dr. h.c.
Brun-Hagen Hennerkes, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. In ihrem
Auftrag hat das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in
Mannheim zum vierten Mal nach den Ländern gesucht, in denen es sich
besonders lohnt zu investieren.

–Für Deutschland gibt es aus der Perspektive der Familienunternehmen keinen
Anlass zur Selbstzufriedenheit–, warnte Hennerkes. –Unser Land ist als
Standort von Familienunternehmen zehn anderen Staaten klar unterlegen und
kann sich mit Platz 11 gerade noch im Mittelfeld platzieren. Im Kontrast zu
anderen Ländern zeigt sich: Dieökonomische Robustheit Deutschlands ist in
vielen Fällen nur gefühlte Stärke.– Das ist das Fazit des Vergleichs der
Standortbedingungen, den die Stiftung Familienunternehmen bereits in der 4.
Auflage vorgelegt hat.

Der –Länderindex Familienunternehmen– ist einzigartig in seiner
Konzentration auf die Standortfaktoren, die für Familienunternehmen wichtig
sind. Fünf komplex zusammengesetzte Indices fließen seit 2006 in die Studie
ein: –Steuern–, –Arbeitskosten, Produktivität, Humankapital–,
–Regulierung–, –Finanzierung– und –Öffentliche Infrastruktur–. Der
vorliegende Länderindex untersucht zudem ein Feld, dessen jüngste
Entwicklung viele Familienunternehmen beunruhigt: Energiekosten und
Versorgungssicherheit. Der Länderindex ist ein Kompass für
Investitionsentscheidungen, d. h. für die Frage, wo im Zweifelsfall neue
Arbeitsplätze entstehen.

Besteuerung als Schwachstelle Deutschlands
Als eine der größten Schwachstellen Deutschlands im Ländervergleich erweist
sich die Besteuerung. Deutschland rangiert dort nur auf Platz 13 von 18.
Bei der Komplexität des Steuersystems erreicht Deutschland sogar nur Rang
14. Ein mittelständisches Unternehmen benötigt hierzulande 221
Arbeitsstunden, um den bürokratischen Aufwand für seine Steuer- und
Abgabeverpflichtungen zu erledigen – den Aufwand des Steuerberaters nicht
mitgerechnet. Vor zwei Jahren waren es nur knapp 200 Stunden. In der
Schweiz käme es mit 63 Stunden aus.

Gravierender Standortnachteil für deutsche Familienunternehmen ist und
bleibt nach wie vor die Erbschaftsteuer. –Das wird besonders deutlich, seit
der Bundesfinanzhof in einer Vorlage an das Bundesverfassungsgericht die
Verschonung des Betriebsvermögens in Frage stellt–, merkte Hennerkes an:
–Forderungen nach einer Verschärfung der Erbschaftsteuer oder der
Wiederbelebung der Vermögensteuer treffen derzeit teils auf offene Ohren.
Der Länderindex beweist, wie sehr das einen Industriestandort nach unten
ziehen kann.–

Ein Beispiel dafür ist Spanien: Um seinen desolaten Staatshaushalt zu
stabilisieren, hat das Land temporär die private Vermögensteuer wieder
eingeführt und ist damit um fünf Plätze im Gesamtranking zurückgefallen.
Auch Irland rutschte im Vergleich zu 2010 im Ranking um fünf Plätze zurück.
Das Land erhebt wegen der Finanz- und Bankenkrise einen Zuschlag auf die
Einkommensteuer und hat gleichzeitig die Abgeltungsteuer auf Zinsen
drastisch erhöht und die Erbschaftsteuer verschärft.

Sieben Länder (Luxemburg,Österreich, Schweden, Schweiz, Polen, die
Slowakische Republik und die Tschechische Republik) verzichten auf die
Besteuerung von Erben. Andere gewähren weitgehende Steuerfreiheit für nahe
Verwandte wie die Ehegatten oder die Kinder.

Deutschland konnte bei den Steuern kein einziges Landüberholen. Absolut
gesehen steigt die Steuerbelastung in Deutschland sogar im Vergleich zum
Index 2010 leicht an, was auf den Anstieg der durchschnittlichen Hebesätze
im Rahmen der Gewerbesteuer und der Grundsteuer zurückzuführen ist.
–Reformstillstand rächt sich. Nachbarn wie die Niederlande oder die Schweiz
sind dagegen im Vergleich zu 2006 an Deutschland vorbei gezogen–,
berichtete der Autor der Studie Dr. Friedrich Heinemann vom ZEW. –Die
Diskussionüber Substanzsteuern ist schon der Richtung nach falsch. Wir
sollten uns nicht einer Realitätsverweigerungàla Frankreich anschließen.–

Arbeitskosten unbefriedigend, Finanzierung noch gut
Bei Arbeitskosten, Produktivität und Humankapital erreicht Deutschland nur
einen 15. Platz, immerhin einen Rang besser als noch 2010. –Die
Verbesserung ist vor allem auf ein günstigeres Ergebnis bei der aktuellen
PISA-Studie sowie eine etwas günstigere Position bei den Arbeitskosten
zurückzuführen,– berichtete Heinemann.
Auf dem Feld der Finanzierung steht Deutschland deutlich besser da: Bei der
Frage, wie gut sich Familienunternehmen die Finanzmittel für die tägliche
Geschäftstätigkeit sowie für Investitionstätigkeiten beschaffen können,
erreicht es Platz 7. Den gleichen Rang nimmt es bei der Qualität deröffentlichen Infrastruktur ein.

Regulierung bleibt die deutsche Achillesferse
Die schlechteste Platzierung erhält Deutschland bei der Regulierung, einem
Feld, das Familienunternehmen besonders betrifft. Sind dort die Hindernisse
zu groß, können Familienunternehmen ihre Stärken wie Flexibilität und
Innovationskraft nur gehemmt ausspielen. Deutschland gehört mit der
Position 16 von insgesamt 18 Ländern immer noch zu den Schlusslichtern,
obwohl es sich um einen Platz gegenüber 2010 verbessert hat.

Die Regulierung ist die Achillesferse der Deutschen. Spitzenländer wie
Dänemark oder Finnland kommen mit viel weniger Vorschriften auf dem
Arbeitsmarkt, für die betriebliche Mitbestimmung und im Tarifrecht aus.
–Skandinavien könnte in dieser Hinsicht ein Vorbild für Deutschland sein,
gerade auch weil diese Länder nicht für soziale Kälte stehen–,
argumentierte Heinemann. Deutschland ist das einzige der untersuchten
Länder, in dem Arbeitnehmer in privaten Unternehmen bis zur Hälfte der
Mitglieder des Aufsichtsrats stellen. In anderen Ländern sind bestenfalls
Drittelparitäten die Regel. In den USA, dem Vereinigten Königreich, der
Schweiz, Belgien, Irland, Italien und Spanien gibt es keine gesetzlichen
Vorschriften für die Besetzung der Unternehmensorgane.

Energieversorgung teuer – aber noch sicher
Das Feld Energie hat der Länderindex erstmals untersucht. Deutschland
landet hier auf einem 13. Platz am Ende des dicht besetzten Mittelfeldes.
Die ungünstige Platzierung ist vor allem auf die hohen Strom- und
Energiekosten zurückzuführen. Bei der Verlässlichkeit der Energieimporte
erzielt Deutschland durchschnittliche, bei der Zuverlässigkeit der
Stromversorgung bislang noch sehr gute Ergebnisse. –Indikatoren für
wachsende Risiken sind die steigende Häufigkeit von Eingriffen zur
Stabilisierung des Stromnetzes–, erklärte Heinemann: –Als Hochpreisstandort
kann sich Deutschland keine Verschlechterung der Versorgungssicherheit
leisten–, betonte er.

Download der Studie unter www.familienunternehmen.de

Ende der Pressemitteilung

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Emittent/Herausgeber: Stiftung Familienunternehmen
Schlagwort(e): Unternehmen

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