WP: NRW plant Fitnesstest für Grundschüler

Jedes sechste Kind ist zu dick oder leidet unter
Bewegungsstörungen. Mit einem Fitness-Test für Grundschüler will NRW
ab August gegensteuern. In zunächst 25 Modellkommunen sollen
Grundschüler auf Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Koordination und
Beweglichkeit geprüft werden.

„Ziel ist es, Eltern und Kinder frühzeitig auf motorische Defizite
hinzuweisen“, sagte Sportministerin Ute Schäfer (SPD) der in Hagen
erscheinenden Westfalenpost (WP, Montagausgabe). Den größten
Nachholbedarf in der Beweglichkeit haben Mädchen mit
Migrationshintergrund.

Die einstündigen Motoriktests laufen außerhalb des Unterrichts und
werden von Sportlehrern oder Übungsleitern in Vereinen durchgeführt.
Nach der Auswertung erhalten Eltern eine kindgerechte Empfehlung, wie
sich die Leistung verbessern lässt. Für Kinder mit größeren
Bewegungsproblemen gibt es gezielte Einstiegsangebote in Vereinen,
die das Land finanziert.

Ministerin Schäfer empfiehlt den Schulen, den ersten Test in
Klasse 2 durchzuführen und die Entwicklung des Kindes in Klasse 4 zu
überprüfen. Als Ansprechpartner soll in jeder Kommune ein
hauptamtlicher „Kümmerer“ benannt werden.

Die Hauptursachen für Übergewicht und motorische Störungen sehen
Sportexperten im Bewegungsmangel. Hatten Grundschüler in den
70er-Jahren noch drei bis vier Stunden Bewegung pro Tag, so ist es
heute im Schnitt gerade noch eine Stunde. Dabei spielt der gestiegene
Medienkonsum – Fernsehen, Computer, Spielkonsole – eine große Rolle.
Kinder, die mehr als fünf Stunden pro Tag fernsehen, haben gegenüber
Kindern mit zwei Stunden Fernsehkonsum ein fünffach höheres Risiko
zum Übergewicht.

Das hat Folgen: In Tests war jeder dritte Grundschüler in
Deutschland nicht in der Lage, auf einem schmalen Balken zwei oder
mehr Schritte rückwärts zu balancieren. 43 Prozent der Kinder konnten
ihre Fußsohlen nicht mehr mit den Fingerspitzen erreichen. Gemeinsam
mit dem Landessportbund hat die Ministerin die Kommunen jetzt
aufgefordert, sich an motorischen Tests zu beteiligen. Unter anderem
bewerben sich Dortmund, Bottrop, Gladbeck, Herten, Mülheim,
Oberhausen, Recklinghausen, Unna, Witten und Winterberg um die
Teilnahme am Modellprojekt. CDU und FDP forderten die Landesregierung
auf, die Fitnesstests langfristig auf alle Städte und Gemeinden
auszudehnen.

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