3,7 Prozent weniger Privatinsolvenzen / Starker Anstieg bei jungen Erwachsenen (BILD)

3,7 Prozent weniger Privatinsolvenzen / Starker Anstieg bei jungen Erwachsenen (BILD)

Im ersten Quartal 2012 meldeten 32.760 Bundesbürger
Privatinsolvenz an. Gegenüber dem Referenzquartal 2011 entspricht das
einem Rückgang um 3,7 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle
Studie „Schuldenbarometer 1. Quartal 2012“ der Hamburger
Wirtschaftsauskunftei Bürgel. Demnach setzt sich der Trend sinkender
Fallzahlen bei den Privatinsolvenzen aus dem letzten Jahr auch 2012
fort. „Die Situation hat sich vor allem aufgrund der verbesserten
Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung erholt“, erläutert Bürgel
Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin die sinkenden Zahlen bei den
Privatinsolvenzen. Für das laufende Jahr geht Bürgel von 132.000
Privatinsolvenzen in Deutschland aus. Allerdings gibt es
Eintrübungen: „Aufgrund der sinkenden Arbeitslosenquote –
Arbeitslosigkeit gilt als Hauptursache von Privatinsolvenz – hätte
der Rückgang stärker ausfallen müssen“, erläutert Dr. Sellin. „Zudem
bereiten die anziehenden Insolvenzzahlen bei den jungen Erwachsenen
und den älteren Bundesbürgern ab 60 Jahren Sorgen.“

Erstens steigt die Zahl der Privatinsolvenzen in der Altersgruppe
der über 60-jährigen Bundesbürger um plus 1,7 Prozent. Betroffen sind
hier vor allem Männer: Gegenüber dem Vergleichsquartal 2011 klettert
die Zahl der männlichen Schuldner um plus 5,9 Prozent, während der
Schuldnerinnenanteil in dieser Altersgruppe um 4,1 Prozent sinkt.
Besonders gefährdet in dieser Altersgruppe sind Arbeitnehmer mit
geringem Einkommen, geringfügiger oder befristeter Beschäftigung
bzw. Teilzeitjob. Rückläufiges Rentenniveau, Arbeitslosigkeit und
Niedriglöhne bedrohen immer mehr Menschen mit Altersarmut. Zweitens
steigt die Insolvenzquote der jungen Erwachsenen von 18 bis 25 Jahren
im Quartalsvergleich dramatisch an: um mehr als ein Drittel (35,6
Prozent) auf 2.980 Fälle. Diese Gruppe fällt durch eine
unwirtschaftliche Haushaltsführung und wenig Erfahrung beim Umgang
mit Geld auf.

Außerdem sind Einkommen und Konsumverhalten der Betroffenen häufig
nicht vereinbar. So investiert insbesondere die Gruppe der 18- bis
25-Jährige oft hohe Summen in mobile Endgeräte, Elektroartikel,
Automobile und in den Raten- und Kreditkartenkauf. Ferner verfügen
die jungen Erwachsenen über keine oder nicht ausreichende Rücklagen
im Krisenfall. „Die unzureichende finanzielle Übersicht und die nicht
budgetgerechte Finanzplanung spielen eine Schlüsselrolle bei der
Entstehung der Überschuldung in dieser Altersgruppe“ kommentiert
Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin den Anstieg der
Privatinsolvenzen bei den 18- bis 25-Jährigen. Zum Teil reichen in
dieser Altersgruppe schon Schulden unter 10.000 Euro aus, um
Privatinsolvenz anmelden zu müssen. Die Schuldenhöhe bei den 18- bis
25-Jährigen liegt damit unter dem Bundesdurschnitt von circa 32.000
Euro.

Nach absoluten Werten wurden im ersten Quartal 2012 die meisten
Privatpersonen in Nordrhein-Westfalen zahlungsunfähig (7.297 Fälle).
Auch die bevölkerungsreichen Länder Niedersachsen (4.338), Bayern
(3.780) und Baden-Württemberg (3.360) schneiden schlecht ab. Bei den
relativen Zahlen – Privatinsolvenzen je 100.000 Einwohner – zeichnet
sich ein Nord-Süd-Gefälle ab: Die meisten Pleiten ereignen sich in
Bremen (74 Fälle je 100.000 Einwohner), gefolgt von Niedersachsen und
Schleswig-Holstein (beide 55). Während sich der Anteil in
Mecklenburg-Vorpommern (40 Fälle je 100.000 Einwohner) auf dem Niveau
des Bundesdurchschnitts bewegt, fällt die Quote in Bayern (30) und
Baden-Württemberg sowie Thüringen (beide 31) am geringsten aus. Im
ersten Quartal 2012 sind die Fallzahlen in 14 Bundesländern
rückläufig. Lediglich in Berlin (plus 2,7 Prozent) und Bayern (plus
0,8 Prozent) ziehen die Werte gegenüber dem Vergleichsquartal des
Vorjahres leicht an. Derweil kann Bremen mit minus 15,6 Prozent den
größten Rückgang an Privatpleiten für sich verbuchen, gefolgt von
Rheinland-Pfalz (minus 12,1 Prozent) und Thüringen (minus 11,2
Prozent).

Die Altersgruppe der 46- bis 59-Jährigen ist am häufigsten von
Privatinsolvenz betroffen. Sie hält im ersten Quartal 2012 ein
Drittel (32 Prozent) an der Insolvenzstatistik. Es folgen die 36- bis
45-Jährigen mit einem Anteil von 27,8 Prozent sowie die Gruppe der
26- bis 35-Jährigen (23,1 Prozent). Fast jede zehnte Privatpleite(9,1
Prozent)geht auf das Konto der 18- bis 25-Jährigen. Die wenigsten
Fälle mit einem Anteil von 7,9 Prozent gehen zu Lasten der
Über-60-Jährigen.

57,8 Prozent aller Überschuldungen verursachen Männer. Diese
männliche Dominanz zieht sich durch nahezu alle Altersgruppen.
Besonders stark ist das Ungleichgewicht bei den 36- bis 45-Jährigen
Schuldnern mit einem Männeranteil von 60,7 Prozent ausgeprägt. Die
einzige Ausnahme bilden die 18- bis 25-Jährigen: Hier geraten im
Untersuchungszeitraum mehrheitlich Frauen mit einem Schuldneranteil
von 52,8 Prozent in die Zahlungsunfähigkeit.

Die Hauptursachen für Privatinsolvenz sind Arbeitslosigkeit,
dauerhaftes Niedrigeinkommen, gescheiterte Selbstständigkeit,
gescheiterte Immobilienfinanzierung, Trennung und Scheidung.

Die komplette Studie „Schuldenbarometer 1. Quartal 2012“ finden
Sie auf unserer Homepage unter www.buergel.de.

Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG ist mit 60 Büros in
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Oliver Ollrogge, Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
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