2011 wurden 30.294 Firmen in Deutschland zahlungsunfähig – 1.986
Unternehmen bzw. 6,2 Prozent weniger als im Vorjahr. „Die Konjunktur
hat sich positiv auf eine sinkende Zahl von Firmeninsolvenzen
ausgewirkt“, kommentiert Dr. Norbert Sellin, Geschäftsführer der
Wirtschaftsauskunftei Bürgel. Laut der aktuellen Studie
„Firmeninsolvenzen 2011“ der Hamburger bewegten sich die Fallzahlen
des vergangenen Jahres auf dem Niveau von vor der Finanz- und
Wirtschaftskrise. Nur im Jahr 2007 gab es weniger Insolvenzen. Auch
für 2012 sieht Bürgel vorerst keine Anzeichen für einen Negativtrend:
Die Hamburger rechnen mit bis zu einem Prozent weniger Firmenpleiten
als in 2011.
Besorgnis erregt indes die Pleitequote bei Jungunternehmen, die
per Definition erst bis zu zwei Jahre am Markt aktiv sind. Im
Vergleich zum Vorjahr 2010 klettert deren Anteil Wert um 34,5
Prozent. Die häufigste Ursache, die in diesem Segment zur
Insolvenzhäufung führt, liegt darin begründet, dass
Unternehmensgründer mit einer Vielzahl von Problemen zu kämpfen haben
– in der Startphase vor allem mit Kapitalausstattung bzw.
Finanzierungsschwierigkeiten, Marktveränderungen und strategischen
Fehlentscheidungen. Insgesamt agierten im Jahr 2011 rund ein Viertel
aller insolventen Unternehmen (26,6 Prozent bzw. 8.058 Firmen) nicht
länger als zwei Jahre am Markt. Jeder vierte Firmenpleitier (6.786
Fälle) kam im absoluten Vergleich 2011 statistisch aus
Nordrhein-Westfalen. Auch Bayern (3.794) und Niedersachsen (3.148)
verzeichnen hohe Werte. Relativ, bezogen auf die Firmendichte, gingen
2011 im Bundesdurchschnitt 88 je 10.000 Unternehmen pleite. Weniger
erwischte es im Berichtsjahr die südlichen Bundesländer – allen voran
Bayern (64 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen), gefolgt von
Baden-Württemberg (65). Am schlechtesten steht Bremen mit 138 Fällen
je 10.000 Unternehmen da. Aber auch in Sachsen-Anhalt (112),
Niedersachsen und Berlin (beide 105) sind die Insolvenzquoten stark
ausgeprägt.
In 15 der 16 Bundesländer sanken die zahlenmäßigen
Firmeninsolvenzen. Die einzige Ausnahme bildet Nordrhein-Westfalen
mit einem 3,6-prozentigen Anstieg gegenüber 2010. Den stärksten
Rückgang um minus 15,4 Prozent erlebt Sachsen-Anhalt – dicht gefolgt
von Baden-Württemberg (minus 13,9 Prozent) und Schleswig-Holstein
(minus 13,8 Prozent).
Während die Bürgel-Studie Jungunternehmen als gefährdet einstuft,
sinken die Fallzahlen bei Firmen, die länger als 50 Jahre am Markt
aktiv sind im Vergleich zum Vorjahr um 35,4 Prozent. Insgesamt halten
die „Senior“-Unternehmen lediglich einen Anteil von 2,2 Prozent an
der Firmeninsolvenzstatistik. Nach Rechtsform werden am meisten
Gewerbebetriebe (Anteil: 44 Prozent) und GmbHs (34,8 Prozent) von
einer Firmeninsolvenz erfasst. Bezogen auf Branchenzugehörigkeit
mussten im vergangenen Jahr vor allem Dienstleister aufgeben.
Betroffen sind in diesem Segment 15.305 Firmen. Dieser Wert
entspricht mehr als der Hälfte (50,5 Prozent) aller Insolvenzen im
Jahr 2011. Aber auch der Handel (Anteil am Insolvenzgeschehen: 22,1
Prozent) und das Baugewerbe (14,3 Prozent) sind besonders von
Firmeninsolvenz betroffene Branchen.
Ursachen für Firmeninsolvenzen sind erstens das Ausbleiben neuer
Aufträge oder die Stornierung oder die Verschiebung bereits erteilter
Aufträge. Zweitens sorgen Dominoeffekte dafür, dass zahlungsunfähige
Firmen weitere Unternehmen mit in die Insolvenz reißen. „Selbst
gesunde Firmen können in eine wirtschaftliche Schieflage geraten,
denn rund 20 Prozent der insolventen Unternehmen sind von
Dominoeffekten betroffen“, erläutert Dr. Sellin. Drittens bedroht die
nach wie vor restriktive Kreditvergabe der Banken Firmenexistenzen –
vor allem bei kleinen und jungen Unternehmen. Viertens sind oftmals
innerbetriebliche Fehler sowie fehlendes Eigenkapital verbunden mit
Finanzierungsschwierigkeiten für ein erhöhtes Insolvenzrisiko
verantwortlich. Auch eine falsche Markteinschätzung oder das Fehlen
von Wettbewerbsfähigkeit kann zum Scheitern führen.
Die gesamte Studie „Firmeninsolvenzen 2011“ und Insolvenzzahlen in
den Kreisen und kreisfreien Städten in den Bundesländern finden Sie
auf unserer Homepage unter
http://www.buergel.de/presse/studien-analysen.html.
Pressekontakt:
Oliver Ollrogge, Bürgel Wirtschaftsinformationen GmbH & Co. KG
E-Mail: Oliver.Ollrogge@buergel.de , Tel.: 040 / 89 803 – 582
Weitere Informationen unter:
http://