Der deutschen Wirtschaft fehlen immer mehr
Ingenieure. Im Vergleich zu 2010 hat sich im vergangenen Jahr die
Situation noch einmal drastisch verschärft: 92.000 Ingenieure wurden
im Durchschnitt monatlich gesucht. Der durch die Nichtbesetzung von
Ingenieurstellen entstandene Wertschöpfungsverlust für die deutsche
Wirtschaft beträgt knapp 8 Milliarden Euro. Dies zeigt die aktuelle
Studie –Ingenieure auf einen Blick 2011/12 – Erwerbstätigkeit,
Innovation, Wertschöpfung–, die der VDI Verein Deutscher Ingenieure
und das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) heute auf der
Hannover Messe präsentierten. „Die aktuellen Zahlen sind alarmierend
und der Abwärtstrend setzt sich auch in diesem Jahr fort“, erklärt
VDI-Direktor Dr.-Ing. Willi Fuchs. „Der aktuelle
VDI-/IW-Ingenieurmonitor für März 2012 weist aus, dass in Deutschland
derzeit 110.400 offene Ingenieurstellen existieren. Das ist der
höchste Wert seit Beginn der Erhebung im August 2000.“
Wie wichtig Ingenieure für den Motor des Technologie- und
Innovationsstandortes Deutschland sind, zeigt der wirtschaftliche
Wertschöpfungsbeitrag dieser Berufsgruppe. „Im Jahr 2011 betrug er
mindestens 178 Milliarden Euro“, so IW-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter
Klös. In den Branchen mit der höchsten Ingenieurdichte – technische
Forschungs- und Entwicklungs-Dienstleistungen, Elektroindustrie,
Maschinenbau, Fahrzeugtechnik sowie IT und Telekommunikation – werden
im Jahr rund 73 Milliarden Euro in die Entstehung von Innovationen
investiert. Dies entspricht 60 Prozent der gesamten
Innovationsaufwendungen Deutschlands.
Der Erfolg der wichtigen Ingenieurbranchen zeigt sich auch bei den
Exporten. Sie erreichten im Jahr 2011 zusammengenommen ein Volumen an
Güterexporten und Dienstleistungseinnahmen aus dem Ausland in Höhe
von 562 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anteil an den gesamten
Ausfuhren und der Dienstleistungseinnahmen aus dem Ausland in Höhe
von 44,8 Prozent. „Die Zahlen sprechen für sich. Wenn wir die
Ingenieurlücke nicht schließen können, wird der weiter
fortschreitende Fachkräfteengpass zu einer Bedrohung des
Geschäftsmodells Deutschland führen“, macht Klös deutlich.
Deutschland fehlt es am Ingenieurnachwuchs: In keinem anderen Land
Europas sind so viele ältere Ingenieure am Arbeitsmarkt wie in
Deutschland. 21 Prozent, also jeder fünfte erwerbstätige Ingenieur,
kommen aus dem Alterssegment 55+. Folglich werden in den kommenden
Jahren in großem Ausmaß Ingenieure aus dem aktiven Erwerbsleben
ausscheiden. Potenziale für kommende Ingenieurgenerationen können
insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, deren Eltern keine
Akademiker sind, liegen. In keinem anderen Fach haben so viele
Hochschulabsolventen Eltern ohne akademische Abschlüsse, Ingenieure
sind damit die Bildungsaufsteiger par exellence.
Doch trotz steigender Absolventenzahlen wird Deutschlands Bedarf
an hochqualifizierten Ingenieuren langfristig nicht gedeckt und die
Ingenieurlücke nicht geschlossen werden. „An der demografischen
Entwicklung können wir nichts ändern. Wir müssen aber dafür sorgen,
dass technische Bildung in den Lehrprogrammen der Schulen verankert
wird. Ohne diesen Schritt ist die technische und wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit unseres Landes dauerhaft nicht mehr zu halten“,
warnt Fuchs.
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