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Das Verfahren gegen Uli Hoeneß erzählt viel von einer
bemitleidenswerten Persönlichkeit, die moralisch, oder wie er selbst
sagt, „ethisch“ komplett versagt hat. Verdienste – geschäftliche wie
soziale – können nicht gegen diese kriminellen Verfehlungen
aufgerechnet werden. Sie rechtfertigen auch das hinterhältige Handeln
nicht. Hoeneß hat die Summe von 27,2 Millionen Euro an Steuern
hinterzogen. Seinem FC Bayern hätte er einen großen Gefallen getan,
wenn er seine Ämter hätte ruhen lassen. Das hätte Distanz
hergestellt. Doch zu so viel Größe reichte es wohl nicht. Am Ende war
das Bewusstsein, dass er rechtens gehandelt hat, tatsächlich zu stark
ausgeprägt. Realitätsverlust nennt man das dann. Neben der juristisch
und faktisch bewerteten Schwere der Straftat hat Uli Hoeneß ein
gravierendes persönliches Problem mit seiner Zockerei. Ist sie
Kompensation für den immer unter Hochspannung stehenden Manager? So
wie andere koksen oder trinken. Ist sie Freizeitgestaltung für einen
Superreichen? Für einen, der sonst immer gewinnt. Tatsächlich mündet
bei Hoeneß der dauerhafte Erfolg im Beruf, der geradezu spielerische
Umgang mit unfassbaren Geldsummen und die Position des allzeit
Siegreichen und von daher Unantastbaren in seiner schrillen
Rechtsauffassung. Er hat seine eigene Gerechtigkeit definiert. Und
er schwebt in Sphären, die fern jeglicher Bodenhaftung sind.
Bedauernswert der Mann, der so viel erreicht hat, der solch hohe
Reputation hatte, der die Millionen auf seinen Konten hortete und dem
eine ordentliche Steuermoral keinen Schmerz zugefügt hätte. Aber er
wollte auch hier spielen. Zocken. Das bleibt: ein armer reicher Mann.
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