Aachener Zeitung: Bericht: Störfall in Jülicher Atom-Versuchsreaktor jahrzehntelang vertuscht Von Volker Uerlings

Aachen/Jülich. Ein schwerer Störfall des
Atom-Versuchsreaktors im Jahr 1978 in Jülich ist über Jahrzehnte
vertuscht worden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Expertenkommission,
die vom Forschungszentrum Jülich eingesetzt wurde, um die
Vergangenheit des ehemaligen Versuchsreaktors aufzuarbeiten. Der
Dampferzeuger-Störfall von 1978 stellte eine hochgefährliche
Situation dar und wurde nach Ansicht der Kommission heruntergespielt.
Damals waren 27000 Liter Wasser durch ein Leck in den Reaktorkern
gelangt. Das wurde erst möglich, weil Mitarbeiter der
Forschungseinrichtung einen Sicherheitsschalter manipuliert hatten.
Der Vorfall wurde damals in die niedrigste Zwischenfallkategorie
eingeordnet. Dieser Vorfall hätte laut Expertengruppe in die
zweithöchste oder höchste Meldekategorie (A) eingeordnet werden
müssen: als „sicherheitstechnisch unmittelbar signifikanter
Störfall“. Die Kommission deckte zahlreiche weitere Mängel beim
Betrieb des Versuchsreaktors auf. So konnte die Temperatur im
Reaktorkern nie richtig kontrolliert werden, was dazu führte, dass
der Kern stark radioaktiv verseucht wurde. Außerdem gelangte
radioaktiv verseuchtes Wasser ins Grundwasser. Mit dem Jülicher
Hochtemperaturreaktor versuchte die deutsche Forschung in den 70er
Jahren ein eigenes Reaktorkonzept an den Markt zu bringen. 1988 wurde
der Jülicher Versuchsreaktor wegen zahlreicher technischer Mängel
endgültig abgeschaltet.

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