Langfristige Elemente bei der Vorstandsvergütung noch nicht ausreichend umgesetzt
Die Vergütung von Vorstandsorganen deutscher Aktiengesellschaften orientiert sich in vielen Unternehmen des DAX, MDAX, SDAX und TecDAX nach wie vor nicht ausreichend an langfristigen Zielen. Sowohl die Bonuszahlungen wie auch die aktienkursorientierten Vergütungskomponenten sind trotz der vom Gesetzgeber geforderten nachhaltigen Komponenten häufig noch immer zu kurzfristig ausgelegt. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Vergütung deutscher Vorstandsorgane 2010“, die jetzt von der Zeitschrift „Der Aufsichtsrat“ aus dem Fachverlag der Verlagsgruppe Handelsblatt GmbH vorgestellt wurde.
Zum dritten Mal liegt damit eine fundierte Analyse vor, die sich aktuellen und drängenden Fragen der Vergütung von Vorstandsorganen widmet. Ziel ist es, Transparenz darüber zu schaffen, wie Vergütungssysteme derzeit strukturiert sind und wo Schwachstellen liegen. Die Studie analysiert die Vorstandsvergütungen von rund 330 deutschen Aktiengesellschaften aus dem Prime Standard der Deutschen Börse AG für die Jahre 2005 bis 2009 bezüglich ihrer Höhe und Struktur. Der Schwerpunkt lag auf den variablen Bestandteilen der Vergütung.
Besonderen Handlungsbedarf erkannten die Autoren, Dr. Michael Wolff und Dr. Marc Steffen Rapp von der TH Karlsruhe und der TU München, bei der Umsetzung der regulatorischen Vorgaben durch das Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung (VorstAG). Sowohl die Bonuszahlungen wie auch die aktienkursorientierten Vergütungskomponenten seien häufig noch zu kurzfristig ausgelegt. Darüber hinaus beteiligten die Bonusprogramme das Management häufig nur ungenügend an negativen Unternehmensentwicklungen, so die Wissenschaftler.
Allerdings ist die wirtschaftliche Entwicklung auch nicht spurlos an den Bezügen der Vorstände vorbeigegangen: Nach ihrem Höhepunkt im Jahr 2007 ist die durchschnittliche Pro-Kopf-Vergütung seit zwei Jahren als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise und neuen Vergütungskontrakten deutlich gesunken. Mit durchschnittlich 761.000 Euro im Jahr 2009 ist sie im Vergleich zum Jahr 2007 um rund 16 Prozent gesunken und befindet sich damit unterhalb des Niveaus des Jahres 2005 (769.000 Euro). Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Unternehmen haben eine Pro-Kopf-Vergütung, die nicht mehr als 500.000 Euro beträgt. Nur 19 Prozent der Unternehmen zahlen noch durchschnittliche Pro-Kopf-Vergütungen oberhalb der psychologisch wichtigen Grenze von einer Million Euro pro Jahr.
Auch der Anteil der aktienkursorientierten Vergütung, die in der Vergangenheit häufig Gegenstand öffentlicher Kritik war, ist rückläufig. Sie werde in ihrer Bedeutung stark überschätzt, da ihr Anteil 2009 mit durchschnittlich sieben Prozent deutlich unter dem mehrjährigen Mittel lag. Nur knapp ein Drittel der Unternehmen gewährte im Jahr 2009 überhaupt diese Art der Vergütungselemente.
Über die Studie Die Untersuchung ist Teil gemeinsamer Forschungsaktivitäten des Instituts für Unternehmensführung (IBU) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und des Centers for Entrepreneurial and Financial Studies (CEFS) der Technischen Universität München zum Themenkomplex Corporate Governance. Im Rahmen dieser Forschungsaktivitäten befassen sich die Autoren Dr. Marc Steffen Rapp (CEFS) und Dr. Michael Wolff (IBU) seit Jahren intensiv mit dem Thema Vorstandsvergütung.
Schwerpunkt Die Studie erscheint mittlerweile im dritten Jahr und berücksichtigt die aktuellen Vergütungsdaten aus den veröffentlichten Geschäftsberichten der Jahre 2005 bis 2009. Im Fokus der Analyse stehen die monetären Elemente der Vorstandsvergütung: fixe Zahlungen, variable Barvergütungen, aktienkursorientierte Vergütungen und sonstige Zahlungen.
Umfang und Bezugsmöglichkeit Mit durchschnittlich 330 analysierten Unternehmen ist sie eine der umfangreichsten Studien zum Thema Vorstandsvergütung in Deutschland. Es wurden grundsätzlich die im Prime Standard der Deutschen Börse AG gelisteten Unternehmen analysiert, sodass die größten börsennotierten Unternehmen erfasst sind. Unter anderem wurden die Unternehmen des DAX, MDAX, SDAX und TecDAX, d. h. der vier wichtigsten Börsenindices in Deutschland, berücksichtigt. Weitere Informationen zur Studie finden sich unter www.fachverlag-shop.de .
Ein Inhaltsverzeichnis zum Download finden Sie im Internet unter www.fachverlag-shop.de . Dort kann auch die vollständige Studie bezogen werden.
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