Die Zahl der syrischen Flüchtlinge, die über das
Mittelmeer Italien erreichen, ist seit Juli 2013 dramatisch
angestiegen, das geht aus dem aktuellen Report „The Boat is safe and
others lies“ der Kinderrechtsorganisation Save the Children hervor.
Im Juli 2013 kamen mehr syrische Flüchtlinge auf dem Seeweg an (689
Personen) als im gesamten Vorjahr (2012: 582 Personen). Allein im
Monat September haben 4105 Syrer Italien erreicht, unter ihnen 1405
Kinder. Das entspricht einer Steigerung um 500%. Damit sind die
syrischen Flüchtlinge nach den Flüchtlingen aus Eritrea die
zweitgrößte Gruppe, die in Italien ankommt. Neben den Erwachsenen
sind es vor allem syrische Kinder, die allein oder mit ihren
Angehörigen, Italien erreichen. Im Durchschnitt sind diese
Flüchtlingskinder fünf Jahre alt. Zwischen Januar bis Mai 2014
erreichten bisher 6620 Syrer die italienische Küste.
„Auf dem Boot, das am 11. Oktober 2013 vor der libyschen Küste
sank, befanden sich 27 Menschen aus meiner Stadt, die ich kannte.
Einer von ihnen war mein Nachbar. Sie sind alle gestorben. Trotzdem
hatte ich keine Angst auf dem Boot das gleiche Schicksal zu erleiden.
Unter Lebensgefahr haben wir neue Routen ausprobiert, da die
syrischen Flüchtlinge nirgends mehr erwünscht sind: weder im Libanon,
in Ägypten noch in Libyen“, berichtet Abu Rabia, ein junger
Flüchtling, der die Überfahrt überlebt hat.
Der Report verdeutlicht, dass bei der Flucht über den Seeweg die
Menschen ein hohes Risiko in Kauf nehmen. Schlepperbanden
transportieren die Flüchtlinge auf seeuntüchtigen Booten zu Preisen
zwischen 1500 – 3000 US Dollar nach Italien. Bis zu 15 Tage kann die
Reise unter extremen Bedingungen dauern. Überlebende berichten von
beängstigenden Beinah-Unfällen, von wenig Nahrung sowie Trinkwasser
und von der traumatischen Wartezeit bis zur Rettung aus Seenot, die
nicht immer erfolgt. Über 600 Menschen, unter ihnen viele Syrer, hat
die Flucht über das Mittelmeer 2012 bereits das Leben gekostet.
„Fast alle syrischen Familien, die wir betreuen, sind vor ein bis
zwei Jahren geflohen. Die Menschen haben alles zurückgelassen und
unaussprechliche Grausamkeiten erlebt, sind Zwangsrekrutierungen
entkommen und mussten mit ansehen, wie ihr Zuhause, ihre Dörfer, ihre
Städte zerstört wurden“, erläutert Carlotta Bellini,
Kinderschutzbeauftragte von Save the Children Italien. „Auf der Suche
nach Schutz und Sicherheit mussten sie extreme Notlagen, Ausbeutung,
Diskriminierung und Gefahren in anderen Ländern überstehen, bevor sie
sich zur Flucht unter Lebensgefahr auf dem Seeweg entschlossen
haben.“
Seit dem Zweiten Weltkrieg ist die Zahl der Flüchtlinge mit über
50 Millionen so hoch wie nie. Die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder.
Um sicherzustellen, dass diese Kinder eine Chance auf eine bessere
Zukunft haben und um Menschenleben zu retten, die sonst bei der
Flucht über das Mittelmeer im Laufe des Sommers auf dem Spiel stehen,
müssen die EU-Staaten ihren Teil dazu beitragen, um diesen Familien,
die verzweifelt Asyl suchen, Schutz zu bieten.
Am 26. und 27. Juni 2014 tagen die europäischen Regierungschefs,
um die strategischen Richtlinien der EU-Innenpolitik, darunter auch
im Bereich Migration und Asyl festzulegen.
Forderungen dazu von Save the Children:
– Gemeinsam die politische und finanzielle Verantwortung auf
EU-Ebene in Rettungsoperationen durch Verbesserung und Stärkung
der Such- und Rettungskapazitäten im Mittelmeer zu übernehmen.
– Die Erhöhung der Aufnahme von schutzbedürftigen syrischen
Flüchtlingen in Europa durch humanitäre Aufnahmeprogramme oder
in Form von Resettlement zu beschließen.
– Den Schutz für Kinderflüchtlinge in Europa internationalem
Recht entsprechend zu verbessern, insbesondere die Inhaftierung
von Kindern aufgrund ihres Migrations- und Aufenthaltsstatus zu
beenden.
– Neben Resettlement und humanitären Aufnahmeprogrammen andere
legale Wege für Flüchtlinge nach Europa zu schaffen, um
internationalen Schutz zu erlangen, so dass die
schutzbedürftigsten Menschen Asyl erhalten können, ohne auf der
Flucht nach Europa ihr Leben riskieren zu müssen.
Save the Children hat gemeinsam mit anderen humanitären
Organisationen ein Forderungspapier sowie einen offenen Brief an die
Teilnehmer des Europäischen Rates mit diesen Forderungen verfasst.
Zusatzmaterial:
Bilder, Schnittmaterial und Erlebnisberichte zum Download unter:
http://ots.de/3m9rd
Report zum Download: http://ots.de/WlPZE
Forderungspapier: http://ots.de/sSE4S
offener Brief: http://ots.de/zvYlR
Unter Angabe © Save the Children können Sie Bilder und
Schnittmaterial verwenden.
Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Claudia Kepp
Markgrafenstr. 58
10117 Berlin
Tel.: +49 (30) 27 59 59 79 – 28
Mobil: +49 170 7858935
Mail: Claudia.kepp@savethechildren.de
www.savethechildren.de
Weitere Informationen unter:
http://