Große Konzerne bestimmen die Regeln in der
digitalisierten Landwirtschaft und bäuerliche Landwirtschaft gerät
zunehmend unter Druck: Das ist die Kernaussage der Studie „Blocking
the chain – Konzernmacht und Big-Data-Plattformen im globalen
Ernährungssystem“, die die Herausgeber ETC Group, GLOCON,
INKOTA-netzwerk und die Rosa-Luxemburg-Stiftung heute in Berlin der
Öffentlichkeit vorstellen. Die Studie zeigt in alarmierender Weise,
wie das massenhafte Sammeln landwirtschaftlicher Daten in neuen
Big-Data-Plattformen mündet, auf denen Boden- und Wetterdaten und
Informationen über Verbraucher*innen zentral gespeichert und
ausgewertet werden. Vor allem Agrarkonzerne wie Bayer oder AGCO und
Internetkonzerne wie Google oder Amazon dominieren diese Plattformen
und profitieren von ihnen. Die Herausgeber der Studie fordern darum
eine strenge Regulierung der Digitalisierung in der Landwirtschaft.
Pat Mooney, Träger des Alternativen Nobelpreises und Autor der
Studie, argumentiert: „Mit der Digitalisierung steht eine
Transformation des Landwirtschafts- und Ernährungsbereichs an. An
wichtigen Knotenpunkten der Agrarlieferkette für landwirtschaftliche
Betriebsmittel wie Saatgut, Pestizide und Landmaschinen sowie im
Bereich der Lebensmittelverarbeitung bestimmen künftig wenige
Konzerne, welche Lebensmittel angebaut werden und was Roboter brauen
oder backen.“
Über Big-Data-Plattformen vertreiben Konzerne nicht nur
patentiertes, genmanipuliertes Saatgut, sondern auch den dazu
passenden Dünger, die Pestizide und die Maschinen. Indem der autonom
fahrende Traktor Daten sammelt und mit Algorithmen auswertet,
entscheidet nur das Gerät, wann welches Saatgut oder welche Pestizide
genutzt werden sollen.
„Neben dem schwindenden Entscheidungsspielraum von Bauern und
Bäuerinnen sind Fehlentscheidungen durch den Algorithmus sehr
wahrscheinlich und können ganze Ernten vernichten“, sagt Jan Urhahn
vom entwicklungspolitischen INKOTA-netzwerk. Für lohnabhängig
Beschäftigte in Landwirtschaft und Nahrungsmittelindustrie bedeute
die Digitalisierung Jobverluste und mehr Überwachung und Kontrolle.
Auf Palmölplantagen in Indonesien werden Drohnen bereits zur
Überwachung der ArbeiterInnen eingesetzt.
„Solange die neuen Big-Data-Plattformen in den Händen einiger
weniger Konzerne liegen, werden sie nicht zum Wohle der Allgemeinheit
wirken“, so Urhahn. Ernährungssouveränität könne nur erreicht werden,
wenn digitale Technologien, die Sammlung und die Auswertung von Daten
demokratisch kontrolliert werden. Deshalb müssten die Konzerne
künftig strenger reguliert werden.
Die Studie „Blocking the chain – Konzernmacht und
Big-Data-Plattformen im globalen Ernährungssystem“ von Pat Mooney
wird gemeinsam von ETC Group, GLOCON, INKOTA-netzwerk und der
Rosa-Luxemburg-Stiftung in deutscher und englischer Sprache
herausgegeben. Sie kann bei den Herausgebern kostenfrei bestellt
werden und steht hier zum Download zur Verfügung:
www.inkota.de/studie_digitale_landwirtschaft
Presse-Hintergrundgespräch und Präsentation der Studie „Breaking
the Chain“
Mit: Pat Mooney (ETC Group) und Jan Urhahn (INKOTA)
Moderation: Franza Drechsel (GLOCON/Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Wann: Dienstag, den 9.10.2018 von 16:30 bis 17:30 Uhr
Wo: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Raum 121 (1. Stock), Franz-Mehring-Platz
1, 10243 Berlin
Das Gespräch findet auf Deutsch und Englisch mit Simultan-Übersetzung
statt.
Pat Mooney ist vom 9. Oktober bis zum 12. Oktober in Deutschland
und wird in Berlin (9.10.), in Hamburg (10.10.) und in Köln (11.10.)
bei Abendveranstaltungen zu Gast sein, um die Studie vorzustellen.
Genauere Informationen zu den Veranstaltungen finden Sie hier:
http://ots.de/cWA6xB
Pressekontakt:
Jan Urhahn, INKOTA-netzwerk, Mobil: +49 (0) 176 70 61 03 81,
Tel.: 030 42 08 20 25 6, E-Mail: urhahn@inkota.de
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