Mit den Piraten ist es derzeit wie mit Kindern,
denen Eltern beim Erwachsen werden zusehen. Man freut sich einerseits
darüber, dass sie so erfrischend neugierig, motiviert und voller
Ideen die Welt entdecken und ihren eigenen Weg gehen wollen – der
selbstverständlich so gar nichts mit dem uncoolen, etablierten Leben
der Eltern zu tun hat. Man hält aber bei manchen Kapriolen die Luft
an, versucht, sich nicht einzumischen oder oberlehrerhaft zu sein.
Und wenn etwas schief geht, spart man sich den Hinweis, dass man es
hat kommen sehen. Aber leider sind die Piraten, wenn auch vom
Durchschnittsalter jung, keine beseelten, pubertierenden Teenager
mehr, sondern eine Partei, die immerhin in vier Landesparlamenten
vertreten ist und in den nächsten Bundestag einziehen will. Daran
müssen sie sich messen lassen. Man hat ihn kommen sehen, diesen
Punkt, an dem nicht mehr das ohnehin dünne Programm der Piraten im
Vordergrund steht, sondern die Beschäftigung mit sich selbst. Nicht
nur zu wenige Antworten auf zu viele wichtige Fragen sind das Problem
der Piraten. Sondern auch zu viele Spinner, zu viel
selbstzerfleischendes und vor allem öffentliches Getwitter, zu viele
Machtspielchen, zu viel Basis und zu wenig Führung. Dabei haben die
Piraten mit ihrer Netzpolitik und ihrer Zielgruppe, die im digitalen
Zeitalter aufgewachsen ist, ein bis dato vernachlässigtes Feld
besetzt. Ähnlich wie die Grünen in ihren Anfangszeiten und ihrem
Engagement für die Umwelt. Auch die Grünen mussten erwachsen werden.
Sie haben es geschafft, weil sie gelernt haben, dass Politik ohne
gute, auch machtvolle Führung und gutes Personal nicht erfolgreich
sein kann. Ein Lernprozess, der bei den Piraten offensichtlich noch
nicht abgeschlossen ist.
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Florian Giezewski
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