Allg. Zeitung Mainz: Andere Wege finden / Kommentar zu Minijobs

Bevor keine belastbaren Fakten vorliegen, sollte man
keine voreiligen Schlüsse ziehen und mit diesen dann politische
Forderungen stellen. Der Anstieg der Zahl sogenannter Minijobs ist
ein gutes Beispiel, wie aus einer nüchternen Statistik schnell ein
Thema wird, mit dem man den politischen Gegner an den Pranger zu
stellen versucht. 2,66 Millionen Menschen haben neben ihrer
Hauptbeschäftigung einen Zweitjob und verdienen sich so bis zu 450
Euro hinzu – und zwar netto. Das sind doppelt so viele wie vor neun
Jahren. Geht es der Wirtschaft etwa nur deshalb gut, weil so viele
Menschen Jobs haben, die ihnen – bildlich gesprochen – zwar genug
Brot garantieren, aber zu wenig Butter und von Wurst und Käse ganz zu
schweigen? Eine verlässliche Antwort darauf kann man derzeit nicht
geben, gestehen die Experten der Bundesanstalt für Arbeit. Das
hindert den Deutschen Gewerkschaftsbund jedoch nicht, im
Schulterschluss mit SPD und Grünen den Schwarzen Peter umgehend der
schwarz-gelben Koalition zuzuschieben. Rot-Grün ist finster
entschlossen, die steuerfreien 450 Eurojobs abzuschaffen, um die
Wirtschaft zu zwingen, mehr regulär bezahlte Arbeitsplätze
anzubieten. Ob sie dafür Applaus von den über 2,66 Millionen Wählern
bekommen werden, die einen Zweitjob ausüben wollen oder müssen?
Sicher nicht, denn die werden dann 450 Euro im Monat weniger in der
Tasche haben, ohne dass ihr erster Arbeitgeber ihnen auch nur einen
Euro mehr bezahlt. Wer den zweifelsfrei indiskutabel hohen
Niedriglohnsektor beseitigen will, muss andere Wege finden.

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