Allg. Zeitung Mainz: Armes Deutschland / Kommentar zur Personalausstattung der Bahn

Dass wir anscheinend keine Flughäfen und keine
Großbahnhöfe mehr bauen können, daran hatten wir uns schon fast
gewöhnt. Nun müssen wir auch noch zur Kenntnis nehmen, dass Europas
größte Industrienation noch nicht einmal in der Lage ist, den
Hauptbahnhof einer Landeshauptstadt ordentlich zu managen. Es kann
doch einfach nicht wahr sein, dass sich die Deutsche Bahn nicht
imstande sieht, das Stellwerk des Mainzer Verkehrsknotenpunkts rund
um die Uhr zu besetzen. Von 18 Uhr an können eine Woche lang keine
ICs und ICEs mehr im Mainzer Hauptbahnhof halten. Armes Deutschland!
Der Ursachen gibt es viele. Beim Missmanagement einer lokal
wahrscheinlich extremen Personalsituation fängt es an. Wenn die Bahn
so brüsk von sich weist, dass sie bundesweit ein dramatisches
Besetzungsproblem bei den Fahrdienstleitern habe, warum ist sie dann
nicht in der Lage, ein paar Kollegen aus München, Hannover oder
Berlin nach Mainz zu karren? Weil dieses Unternehmen, das sich lieber
mit Fluggesellschaften als mit anderen Verkehrsbetrieben vergleicht,
miserabel gemanagt wird (bis gestern Nachmittag gab es online noch
Tickets für Züge zu kaufen, von denen seit Tagen klar ist, dass sie
nicht rollen). Wahr ist zugleich, dass die Netz-Gesellschaft der Bahn
über Jahre hinweg eine fast schon selbstmörderische Sparpolitik
gefahren hat, deren Folgen kurzfristig nicht zu heilen sind. Die
Verantwortung hierfür liegt nicht nur beim Vorstand der Bahn, sondern
auch bei der Politik. Kein Wunder, dass Herr Ramsauer nicht aus der
Deckung kommt und offenbar versucht, das Mainzer Debakel als lokales
Problem auszusitzen.

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Florian Giezewski
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