Allg. Zeitung Mainz: Auf Linie / Kommentar zu Lehmann/Zölibat

Verheiratete Priester in der katholischen Kirche?
Und gesellt sich dazu vielleicht sogar noch eine Annäherung an die
gesellschaftliche Realität im Umgang mit Homosexuellen? Macht Papst
Franziskus am Ende auch bei diesen Themen vieles anders als seine
Vorgänger? So könnte man die jetzt in einem – bereits vor Monaten
geführten – Interview getätigten Äußerungen von Kardinal Lehmann
deuten, als einen Appell oder eine gezielt ausgesprochene Hoffnung in
Richtung Rom. Eine Sensation also? Gemach. Lehmann befindet sich ganz
auf Linie. Vor allem auf seiner Eigenen. Denkansätze wie die jetzt
zum Zölibat zitierten sind seit Jahrzehnten von ihm bekannt. Auch im
Gespräch mit dieser Zeitung hat er sich wiederholt in dieser Frage
positioniert. Darüber hinaus befindet er sich im Einklang mit dem
Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der sich ebenfalls
gegen Denkverbote ausgesprochen hat. Und natürlich trifft er nicht
zuletzt die Linie des neuen Papstes, der – im Gegensatz zu seinen
Vorgängern – Reformdiskussionen ausdrücklich zulässt. Damit ist in
einer Kirche, die in gänzlich anderen zeitlichen Maßstäben denkt als
die hektische säkulare Welt, natürlich noch lange nichts entschieden.
Allerdings ist klar – und das hat seit Langem niemand mehr so
deutlich formuliert und zum Anspruch erklärt wie Franziskus -, dass
auch die Kirche durchaus von dieser Welt ist und sein muss. Sie muss
sich ohne Hast reformieren, ohne dabei ihre wahren theologischen
Werte zu verleugnen. Der Zölibat zählt dazu nicht. Was zählt, sind
Glaube, Demut, Menschlichkeit und Wahrhaftigkeit. Werte, die
universell sind und für alle Menschen gelten. Egal, ob sie
verheiratete Priester sind oder nicht. Oder ob sie
gleichgeschlechtlich lieben oder nicht.

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