Allg. Zeitung Mainz: Aufgefrischt / Kommentar von Jens Kleindienst zum Vertrag von Aachen

Kleine Gesten, große Worte und schöne Bilder fürs
deutsch-französische Poesiealbum – das war der Tag gestern in Aachen.
Und darüber hinaus? Frankreich und Deutschland waren und bleiben
miteinander eng verbundene Nationen. Bedurfte es also dieses erneuten
Treueschwurs? Dafür spricht, dass der nun ergänzte Élysée-Vertrag aus
einem anderen politischen Zeitalter stammt. Damals waren die
Verheerungen des Weltkriegs noch allgegenwärtig, war das neue Europa
gerade im Werden. Heute steckt die EU in einer schweren Krise, nicht
nur wegen des bevorstehenden Austritts von Großbritannien. Deshalb
ist es nützlich, wenn Paris und Berlin sich zum Multilateralismus
bekennen und ihrem Streben nach einer gemeinsamen Sicherheits- und
Verteidigungspolitik neue Verbindlichkeit geben. Die
deutsch-französische Freundschaft ist kein Elitenprojekt und sie
scheint unumkehrbar. Doch tut eine Auffrischung gut. Das gilt im
Großen – die Bundesregierung sollte endlich die französischen
EU-Reformpläne unterstützen – wie im Kleinen: Der kulturelle und ganz
persönliche Austausch in den Grenzregionen, im täglichen Leben der
Menschen dort, kann noch intensiver werden. Gerade hier eröffnet der
Vertrag von Aachen neue Chancen. Die üblen Anwürfe Marine Le Pens
gegen Präsident Macron, dieser verkaufe deshalb das Elsass an die
Deutschen, zeigt aber auch, dass es mit der Unumkehrbarkeit so eine
Sache ist. Die extreme Rechte in Frankreich macht wieder Politik mit
antideutschen Ressentiments. Mit der deutsch-französischen
Freundschaft ist es wie mit jeder alten Beziehung: Man muss täglich
etwas dafür tun, dass sie weiter lebt.

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