Der neue Papst ist in sein Amt eingeführt. Die
Veranstaltung war der reinste Albtraum für die, die die Sicherheit
des Vertreters Gottes auf Erden zu gewährleisten haben. Aber sie war
der Wunschtraum alle jener, die sich endlich einen Papst zum Anfassen
wünschten. Ihr Traum ist in Erfüllung gegangen: Franziskus ist so
nahbar wie keiner seiner Vorgänger. So einfach und bescheiden, wie so
viele Millionen gläubiger Katholiken überall auf der Welt, vor allem
auch in Südamerika, leben müssen. Welch ein Kontrast zu allem, was
sich bisher mit dem Wort Vatikan verband. Und genau hier beginnt die
Kärrnerarbeit für den Priester aus den Elendsvierteln von Buenos
Aires. Es ist nämlich eine Sache, sich eine „arme Kirche für die
Armen“ zu wünschen, wie er es gleich nach seiner Wahl formulierte,
aber eine völlig andere, einen Machtapparat zu führen, der seit
Jahrhunderten in den Händen hochprofessioneller Manager in feinen
Talaren ist, die Prunk und Pomp oft genug durch Intrigen und
Korruption durchgesetzt und gesichert haben. Kurzum: Franziskus wird
sein Ziel, die katholische Kirche überall auf der Welt wieder ganz
nah an die Menschen zu bringen, nur dann erreichen, wenn er die Kurie
schleunigst unter seine Kontrolle bekommt. Das wird ihm aber nur dann
gelingen, wenn er Menschen in Schlüsselpositionen bringt, die seine
seelsorgerische Mission verstehen und ihm darin aufrichtig und
freudig folgen. Oder anders gesagt: Franziskus wird nur „Il papa dei
poveri“ sein können, wenn es ihm gelingt, beiseite zu räumen, was
sich in 20 Jahrhunderten an dem angesammelt hat, was mit Seelsorge,
also mit Liebe zu den Menschen, nichts zu tun hat. Die roten Schuhe
des Papstes nicht mehr tragen zu wollen, wird dabei nicht reichen –
aber es ist ein Anfang.
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