Hat die US-Justiz dazu gelernt, wenn es um die
Ermittlungen gegen weiße Polizeibeamte geht, die Farbige erschossen
haben? Der neue Fall aus North-Charleston im US-Bundesstaat South
Carolina kann darüber keine Auskunft geben. Zu eindeutig sind die
schockierenden Videoaufnahmen: Der Polizist schoss dem 50-jährigen
Walter Scott nach einem Gerangel achtmal in den Rücken. Die Aussage
des Cops, der Schwarze habe ihm seinen Elektroschocker entwendet und
mit diesem bedroht, erwies sich zudem als eine glatte Lüge. Es war
bei dieser erdrückenden Beweislage schlicht unausweichlich, dass
gegen den Polizisten nun wegen Mordes ermittelt wird. Hüten wir uns
also vor zu schnellen Schlussfolgerungen. Davor, dass die
Ermittlungsbehörden in den Vereinigten Staaten aus Ferguson und
anderen zweifelhaften Freisprüchen von tötenden Polizeibeamten
bereits gelernt hätten ebenso wie vor der Schlussfolgerung, dass sich
Polizeigewalt in den Vereinigten Staaten stets gegen Schwarze
entladen würde. Das Problem der unglaublichen Brutalität in vielen
Gegenden amerikanischer Städte liegt jedenfalls nicht allein im Bild
vom rassistischen weißen Cop gegen den unbewaffneten Schwarzen. Wenn
in den USA Jahr für Jahr über 400 Menschen von Polizisten erschossen
werden, so zeugt das ebenso davon, dass diese Gesellschaft mit
geschätzten 300 Millionen Schusswaffen im Umlauf in einem Maße
aufgerüstet und brutalisiert ist, wie wir uns das zum Glück kaum
vorstellen können.
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