Es gibt wohl kaum einen besseren Tag als den der
Deutschen Einheit, um innezuhalten und darüber nachzudenken, wo wir
heute politisch wie wirtschaftlich stünden, hätte es nicht die
einmalige Chance gegeben, Deutschland vor 22 Jahren friedlich zu
vereinigen und so endgültig zur größten, reichsten und
einflussreichsten Nation in Europa zu werden. Diese einmalige Chance
hätte es ohne ein eindeutiges und ausdrückliches Ja der übrigen
Staaten auf diesem Kontinent nicht gegeben. Daran sollte jeder
denken, der sich ob der unbestritten gewaltigen Probleme, die uns
derzeit beschäftigen, enttäuscht, oft sogar verbittert, vom vereinten
Europa und vor allem von seiner Einheitswährung, dem Euro, abwenden
will. Niemand profitiert mehr von der Einheit des Kontinents, niemand
profitiert mehr vom Euro als Deutschland. Das bestreiten nicht einmal
seine schärfsten Kritiker. Und deshalb muss es selbstverständlich
sein, dass Deutschland alles dafür tut, Europa aus seiner zugegeben
schweren Krise herauszuführen. Das bedeutet nicht, auf Gedeih und
Verderb der Zahlmeister Europas zu sein, sondern an vorderster Stelle
zu stehen, um endlich aus einer Reihe von Nationalstaaten – denn das
sind wir im Grunde noch immer – eine wirkliche politische und
wirtschaftliche Einheit zu formen. Das kann dauerhaft nicht ohne das
Abtreten von Souveränität gehen. Das muss klar und deutlich
ausgesprochen werden, damit es auch jeder versteht.
Bundestagspräsident Norbert Lammert hat sich gestern zumindest daran
versucht. Dafür gebühren ihm Lob und Anerkennung. Aber das reicht
nicht. 1990 hat Deutschland nicht nur seine Einheit geschenkt
bekommen, sondern auch den Auftrag erhalten, Europa in die Zukunft zu
führen, indem es politisch und wirtschaftlich vereint wird. Dieser
Auftrag ist noch lange nicht erfüllt.
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