Nun soll also doch ein Reformer die Wahl im Iran
gewonnen haben. Die wichtigste Erkenntnis, die wir aus diesem
Ergebnis ziehen können, lautet aber:Wir wissen viel zu wenig über
dieses riesige Land mit seinen unermesslichen Bodenschätzen, seinen
stolzen Bewohnern und seiner schwierigen Vergangenheit. Es reicht
immer nur zu Schlaglichtern, die mal den Streit um die
Urananreicherung beleuchten oder den durchgeknallten
Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad und seine Geistervisionen
schillern ließen. Vor der Wahl hatten uns die angeblich Kundigen
erklärt, es gebe keine Hoffnung, es befänden sich unter den Favoriten
nur regimetreue Hardliner. Die grüne Revolution von 2009, so musste
man annehmen, sei endgültig in den Foltergefängnissen erstickt
worden. Und jetzt spaziert ein 64 Jahre alter Herr als Sieger aus der
Wahlkabine heraus, der im ersten Anlauf mehr als die Hälfte der
Wähler hinter sich gebracht hat. Keine Rede mehr von Wahlboykott,
höchstens von Protestwählern, Millionen Menschen strömen auf die
Straßen und feiern den Sieger. Wer soll daraus noch schlau werden?
Die Antwort ist vielschichtig. Der Neue, Hassan Ruhani, ist ein Mann
der Nomenklatur, er kennt sich aus mit Intrigen und Fallstricken des
Machtapparates. Ihm traut man also zu, mit Geschick zum Ziel zu
kommen. Anders als der zuletzt isolierte Populist Ahmadinedschad wird
der Gewinner auf dem diplomatischen Parkett also nicht ausrutschen.
Doch das Sagen hat der mächtige oberste Führer Ali Chamenei.
Letztlich wird beim Volk derjenige punkten, der die immensen
wirtschaftlichen Probleme behebt.
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