Griechenland ist wieder frei, das letzte
Rettungsprogramm von EU und Europäischer Zentralbank offiziell
abgeschlossen. Ist das ein Grund zum Feiern? Ja und nein. Ja, weil es
wirklich gelungen ist, die Griechen im Euro zu halten – allen
Untergangspropheten und Quertreibern zum Trotz. Das war eine Krise,
an der die EU hätte zerbrechen können. Nein, weil der Preis, den die
Griechen für ihr Verbleiben im Euro gezahlt haben, verdammt hoch war
– und ist. Es genügt ein Blick auf das Land. Zwar scheint dort nach
wie vor die Sonne, die Wirtschaft wächst wieder, der Tourismus boomt
sogar. Doch ist die Verelendung der Bevölkerung allerorten sichtbar.
Es gibt viel Wut und Resignation, dafür wenig Aufbruch und
Zuversicht. Wer dafür die Schuld allein bei den harten Vorgaben aus
Brüssel und Frankfurt sieht, hat ein kurzes Gedächtnis. Es waren
demokratisch gewählte griechische Regierungen, die den Schuldenberg
aufgetürmt haben. Dass dann ausgerechnet der als Linkspopulist
angetretene Ministerpräsident Tsipras die Agenda der Sparkommissare
tadellos umgesetzt hat, bleibt eine bittere Pointe. Damit sich die
Entbehrungen wirklich gelohnt haben, benötigt Griechenland weiter
Hilfe. Ohne einen Schuldenschnitt hat das Land langfristig keine
Chance, wieder auf die Beine zu kommen. Der Staat muss investieren
können, die Menschen in Griechenland brauchen eine Perspektive. Sie
müssen erkennen, dass sich die Entbehrungen nicht nur für die
ausländischen Geldgeber gelohnt haben. Griechenland ist zwar wieder
frei, aber es bleibt auf Milliarden aus Brüssel angewiesen.
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Ute Siegfried-Henkel
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