Allg. Zeitung Mainz: Flegeljahre / Kommentar zum Streit zwischen Japan und China

Dass es beim Streit zwischen Japan und China nicht
um einige gottverlassene Felsen im Pazifik geht, dürfte klar sein.
Die Krise entzündet sich zunächst offensichtlich an immer noch nicht
bezahlten Rechnungen aus dem Zweiten Weltkrieg, in dem beide Länder
einander schwer zusetzten. Neben der nicht aufgearbeiteten
Vergangenheit geht es aber vor allem auch um Wechsel auf die Zukunft,
sprich: um Spekulationen auf Rohstoffe am Grund des Meeres. Und
Ansprüche darauf meldet man am ehesten an, indem man behauptet,
besagte Felsen gehörten zum jeweils eigenen Territorium. So weit so
üblich. Derlei Säbelrasseln kennt man auch aus anderen Regionen der
Welt, etwa der Arktis. Aber wegen der dortigen Differenzen werden
keine Geschäfte geplündert, Fabriken geschlossen, und es wird nicht
zur Tötung von Bewohnern des Nachbarlandes aufgerufen. Die japanische
Seite war und ist bestimmt auch nicht zimperlich, aber es ist vor
allem China, das sich benimmt wie ein Kirmes-Schläger in den
Flegeljahren: Wir sind die meisten – sollen sich andere doch ruhig
gegen uns stellen. Ein Land, das erkennbar nicht weiß, wohin mit sich
und seiner Kraft. Eines weiß die aktuell durch innere Querelen und
Skandale geschwächte Führungsriege in Peking aber ganz genau: Etwas
Besseres als Ablenkung durch Japan kann ihr aktuell kaum passieren.
Alle Staaten, die vor China im neuzeitlichen Sinn erwachsen wurden,
haben solche Phasen, in denen dröhnender Chauvinismus von eigener
Schwäche ablenken sollte, durchgemacht. Deswegen und wegen Chinas
schierer Größe empfiehlt sich jetzt dringend eine besonnene Politik
auf allen Seiten: Das letzte, was die wirtschaftlich schon
angeschlagene Welt braucht, ist ein Dauerkrach in Südostasien. Von
weiteren Risiken ganz zu schweigen.

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