Allg. Zeitung Mainz: Friedrich Roeingh Kommentar zur Migrantenquote in Behörden

Wechselspiel

Gut, dass die Türkische Gemeinde in Deutschland vorprescht und zum
heutigen Integrationsgipfel gleich einen Gesetzentwurf mitbringt.
Vielleicht gelingt es so endlich einmal, aus dem ritualisierten Zuruf
von Absichten oder dem mühseligen Ausräumen medial verstärkter
Missverständnisse auszubrechen. Die Regierung wird sich nicht mehr
auf den wohlfeilen Austausch von Freundlichkeiten zurückziehen
können. Sie wird sich positionieren müssen, ob sie das Ziel,
Migranten stärker in das Arbeitsleben einzubinden, überhaupt per
Gesetz vorantreiben will. Die Antwort wird für die Türkische Gemeinde
allerdings ernüchternd ausfallen. So ist zum Beispiel ihre
Vorstellung abstrus, öffentliche Aufträge bevorzugt an Betriebe zu
vergeben, die Migranten ausbilden. Dagegen ist das Ziel, den
Migrantenanteil in Ämtern, auf Polizeiwachen oder in Lehrerzimmern zu
erhöhen, mehr als erstrebenswert. Der Weg über eine Quote geht
allerdings ins Leere. Schon heute nämlich würden sich Polizei,
Schulen und auch manche Ämter die Finger nach mehr qualifizierten
Migranten lecken. Allein, ihnen fehlen die Kandidaten. Eine Debatte
über eine bessere berufliche Integration kann nicht ohne den Verweis
geführt werden: Dem überwiegenden Teil der türkischstämmigen
Bevölkerung mangelt es schlicht an schulischer und häufig auch
sprachlicher Qualifikation – selbst in der dritten Generation. Und
gut ausgebildete Mädchen werden noch vielfach von ihren Vätern dazu
angehalten, weniger qualifizierte Berufe zu ergreifen als ihnen offen
stehen. Der Integrationsgipfel macht nur Sinn, wenn beide Seiten ihre
Wahrheiten ungeschminkt auf den Tisch packen.

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Allgemeine Zeitung Mainz
Andreas Trapp
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