Allg. Zeitung Mainz: Glaubwürdig / Kommentar zum Vertrauen in die Medien / Von Friedrich Roeingh

Das Vertrauen in die Medien steigt wieder. Den
seriösen Tageszeitungen und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk
vertrauen zwei Drittel der Bevölkerung, nur fünf Prozent stehen ihnen
misstrauisch gegenüber. Weitermachen, schlafen legen. Das wäre
allerdings genau die falsche Reaktion. Wer die Entwicklungen der
Langzeitstudie des Mainzer Instituts für Publizistik verfolgt, muss
auf den ersten Blick erkennen, wie sprunghaft sich das
Medienvertrauen in den vergangenen Jahren verändert hat. Zunächst
hatte die Lügenpresse-Kampagne von Pegida und AfD dem Vertrauen in
„die“ Medien nachhaltig zugesetzt. Die Debatte um Fake News und
Hasskommentare hat nun für eine Gegenbewegung gesorgt. Genauso
schnell aber kann das Pendel wieder zurückschlagen. Drei Erkenntnisse
sind entscheidend: 1. Die Menschen wissen sehr wohl zwischen der
Qualität der einzelnen Mediengattungen zu unterscheiden. 2. Die
massive Medienkritik in den sozialen Netzwerken sorgt bei den
Kritisierten wie auch bei den Kritikern (und Pöblern) für eine
verzerrte Wahrnehmung. 3. Qualitätsmedien müssen sich noch kritischer
als bisher schon hinterfragen, ob sie ihrem Anspruch gerecht werden
und was sie für die Steigerung ihrer Glaubwürdigkeit tun können. Dazu
gehört eine wahrnehmbare Fehlerkultur, mehr Binnenpluralität (die im
eigenen Medium unterschiedliche Blickwinkel auf ein Streitthema
ermöglicht), mehr Transparenz zu Themensuche und Qualitätsstandards
sowie der Dialog darüber mit Lesern und Followern. Elementar für
unsere künftige gesellschaftliche Ordnung ist zudem der Ausbau der
Medienkompetenz in Schule, Ausbildung, Studium und auch im Beruf.

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell