Allg. Zeitung Mainz: Heimsuchung / Kommentar von Reinhard Breidenbach zu Trump

Da sich die Amerikaner bisweilen selbst als „Gottes
eigenes Volk“ bezeichnen, sei bei aller weltanschaulichen
Unparteilichkeit dieser Satz erlaubt: Gott sei Dank ist ein Jahr der
Amtszeit Trumps vorüber. In diesem Jahr hat sich deutlich erwiesen,
dass Trumps Sieg bei den Wahlen eine Art von Heimsuchung ist. Kann
man ihm zugute halten, dass nichts irreparabel Schreckliches passiert
ist? Nun ja. Auf Hawaii hielten die Menschen es kürzlich jedenfalls
für möglich, dass Raketen sie treffen. Hintergrund ist Trumps
bizarrer Konflikt mit Nordkorea. Sein Spruch von den „Dreckslöchern“
empört zu Recht innerhalb von Sekunden halbe Erdteile. Das spricht
Bände. Er hetzt und spaltet. Zwar geht es Amerikas Wirtschaft gut,
aber das ist nicht sein Verdienst, und profitieren wird davon zuerst
einmal die Wall Street, nicht aber das Heer von Arbeitslosen. Wodurch
Trump – abgesehen von russischer Unterstützung – bei der Wahl siegen
konnte, ist immer noch ein Mysterium. Vor allem aber lehrt der Fall:
Chauvinistische Krawallmacher können unter bestimmen Bedingungen
überall an die Machthebel gelangen. Die Demokratische Partei der USA
muss sich, dem Land und der ganzen Welt zuliebe, Gedanken über
intelligente Politik und den Wahlkampf 2020 machen. Dass als
Gegenkandidatin für den Megapopulisten Trump derzeit, wegen einer
einzigen Rede, die Talkmasterin Oprah Winfrey im Gespräch ist, kann
nicht wirklich beruhigen. Trump hat die Mitte geräumt; wenn die
Demokraten nicht nach links rücken, können sie das ausnutzen. Und
warum nicht mit jemand ganz Normalem, Mann oder Frau.

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