Allg. Zeitung Mainz: Illusionslos / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Einkommensstudie

Betrachtungen über Armut und Reichtum, Konjunktur
und soziale Sicherheit dürfen durchaus von Empathie getragen sein.
Naivität aber sollte außen vor bleiben. Vor der einen oder anderen
Illusion sei dringend gewarnt. So wird der gegenwärtige
Wirtschaftsaufschwung nicht ewig weitergehen. Das sollte jeder
wissen, der angesichts derzeit voller Kassen übermütig wird. Den
Traum, dass es allen Menschen wirtschaftlich gleich – genauer: gleich
gut – gehen solle, wollten kommunistische Staaten verwirklichen. Das
Ende ist bekannt. Nicht einmal Chancengleichheit wird es geben
können; das Ziel, das freilich auch erreicht werden muss, ist
vielmehr Chancengerechtigkeit. So weit zu den Grundlagen. Für einen
Sozialstaat wie Deutschland folgt daraus: Soziale Spannungen und
Ungleichgewichte werden leider nicht zu vermeiden sein, aber eine
soziale Spaltung muss dringend abgewendet werden. Das betriff nicht
nur, aber vor allem die Felder Kinder- und Altenarmut. Letztere wird
sich künftig verschärfen, da aktuelle Erwerbsbiografien oft Brüche
aufweisen. Für ein angemessenes Rentenniveau muss die staatliche
Gemeinschaft, wenn nötig mit Steuergeldern, ebenso gerade stehen wie
dafür, dass Kinder nicht schon zu Beginn ihres Lebens gnadenlos
abgehängt werden. Ansonsten ist es überaus vernünftig und auch
gerecht, staatliche Unterstützung an Bedingungen zu knüpfen. In
Schröders Agenda 2010 war zu Recht ausdrücklich die Rede davon, mehr
Eigenverantwortung zu fordern. Anders formuliert: Der Staat muss die
schuldlos in Not Geratenen stützen, die Unglücklichen, aber nicht die
Faulen.

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