Allg. Zeitung Mainz: Im Tollhaus / Christian Matz zu Diesel-Fahrverboten

Die Diskussion um Dieselfahrverbote, ob schon
ausgesprochen oder nur drohend, ist ein dem Publikum schwer zu
vermittelndes Stück aus dem Tollhaus. Nicht mehr zum Lachen, nur noch
zum Schreien. Ein Stück, in dem es keinen einzigen Helden gibt, dafür
umso mehr Bösewichte, und das vor Statisten nur so wimmelt, die doofe
Miene zum blöden Spiel machen dürfen. Es wäre schön, wenn man
wenigstens jemandem die Schuld für das Chaos geben könnte. Aber wo
soll man da anfangen? Die Autohersteller sind ganz sicher eine
hervorragende Adresse für Vorwürfe jedweder Art. Jahrelang zu
betrügen, den Schaden auf die Kunden abwälzen zu wollen und über
„Umtauschprämien“ dann wieder das eigene Geschäft ankurbeln zu wollen
– zu glauben, dass man mit der Nummer durchkommt, sagt viel über das
Selbstverständnis der Autolobby aus. Und viel über die Rolle der
Bundesregierung, die sich sträflich uneins und unentschlossen zeigt.
Und die sich, dies gilt vor allem für die Kanzlerin und den
Verkehrsminister, auch unglaubwürdig macht. Wer erst kurz vor der
Hessen-Wahl entdeckt, dass man ja auch mal den Druck auf die
Hersteller erhöhen könnte, hat das Thema verschlafen. Besonders
aufgeweckt dagegen: die Deutsche Umwelthilfe. Dem Namen nach die
Speerspitze der deutschen Umweltbewegung, tatsächlich ein zunehmend
penetrant auftretender Abmahnverein, der seinen Krieg gegen die
Autoindustrie auf dem Rücken von Dieselfahrern und Kommunen austrägt.
Die von der Umwelthilfe angestoßene juristische Welle rollt, weitere
Fahrverbote auch in der Pendlerhochburg Rhein-Main werden folgen. Das
Publikum sieht–s mit Grausen – kann sich aber, sofern es Diesel
fährt, nicht abwenden.

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