Allg. Zeitung Mainz: Irrsinn / Kommentar zu Atommüll-Zwischenlagern / Von Christian Matz

Mit dem Ausstieg aus der Atomkraft ist das Thema
noch lange, lange nicht erledigt. Die teils absurden Folgen
jahrzehntelanger Ausblendung der Realität werden vielmehr erst jetzt
so richtig deutlich – wenn es nämlich um die Frage geht, was
eigentlich mit dem hoch radioaktiven Müll passieren soll, der über
all die Jahre produziert wurde. Verbuddeln, Verdrängen, Verschieben
(räumlich und zeitlich), das waren lange die obersten Regeln für den
Umgang mit dem strahlenden Müll. Deshalb sei an dieser Stelle
folgende Prognose gewagt: Niemand, der heute in Deutschland lebt,
wird es noch erleben, dass hierzulande ein großes Endlager gefunden
und gebaut wird. Stattdessen deutet alles darauf hin, dass die
bereits existierenden Zwischenlager im fließenden Übergang zu
kleinen, dezentralen Quasi-Endlagern werden. Mit allen damit
verbundenen Risiken. Die Kraftwerksbetreiber sind dabei fein raus.
Die Gewinne jahrzehntelang privatisiert, die Verluste (in Form
unkalkulierbarer Spätfolgen) sozialisiert – betriebswirtschaftlich
haben sie alles richtig gemacht. Die Kosten trägt die Allgemeinheit.
Geschätzte sechs Milliarden Euro etwa im Fall des maroden Lagers
Asse, das einst auch als geeignet und sicher galt, aus dem nun aber
irgendwann, irgendwie, 125_000 Fässer wieder herausgeholt werden
sollen. Der reinste Irrsinn, aus dem es leider auf absehbare Zeit
keinen Ausweg gibt. Es bleibt nur die Erkenntnis, dass der
Atom-Ausstieg – bei allen Fehlern, die bei der Energiewende gemacht
wurden und werden – die einzig richtige und notwendige Entscheidung
war. Schon jetzt werden zu viele Generationen mit dem Erbe der
Atomkraft belastet.

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