Neunzehn Zeilen war unserer Zeitung die Nachricht in
der vergangenen Dienstagsausgabe wert: Der Friedensschluss zwischen
Äthiopien und Eritrea. Wir waren nicht die Einzigen, die diese fast
schon sensationelle Entwicklung am Horn von Afrika im besten Falle
achselzuckend, im schlechteren Falle gar nicht zur Kenntnis genommen
haben. Das Absurde daran: Wir sprechen fast nur noch über
Flüchtlings- bzw. Abschottungspolitik und nehmen nicht wahr, wenn
sich tatsächlich einmal die Möglichkeit auftut, der Sprechblase von
der Bekämpfung der Fluchtursachen Taten folgen zu lassen. Die erste
Tat ist Aufmerksamkeit. Äthiopien und Eritrea sind eine der
Hauptquellen der afrikanischen Völkerwanderung. 20 Jahre lang
herrschte zwischen beiden Ländern Kriegszustand. Zwischen Eritrea,
das als Nordkorea Afrikas gilt, und dem verfeindeten Bruder
Äthiopien, das eine der höchsten Wachstumsraten der Welt vorzuweisen
hat und doch immer noch seine Bevölkerung nur mäßig ernähren kann.
Der junge Ministerpräsident Abiy Ahmed aber wünscht sich keine
Getreidelieferungen: Er lädt die Welt ein, in Äthiopien zu
investieren. Beim Bau von Straßen, Eisenbahnen und Frachtterminals.
Beim Staudammprojekt, das Ostafrika mit Strom versorgen soll. Bei der
Errichtung von Produktionsstätten. China und die Türkei sind längst
da. Wann kapiert Deutschland, wann kapiert Europa, wann kapiert die
westliche Industrie, dass gute – durch Bürgschaften abgesicherte –
Geschäfte in Afrika mehr helfen als Almosen?
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