Provokation sei ein Stilmittel, sagen manche in der
Debatte um Rapper, die für Antisemitismus einen Musikpreis bekommen.
Also provozieren wir. Dies ist ein freies Land, das Grundgesetz
schützt die Entfaltung der Persönlichkeit, Kunst- und
Meinungsfreiheit, darauf berufen sich die Rapper ausdrücklich. Also:
Warum nicht Kinderpornografie erlauben, einvernehmlichen Sex mit
Kindern ab 10, Sodomie? Warum nicht Hetze und Beleidigung ungestraft
zulassen, allerdings nur, wenn die Opfer „Schwuchteln“ sind,
„Schlampen“, „Sozialschmarotzer“ (vor allem Flüchtlinge), „Neger“?
Absurd? Vielleicht – aber nicht viel absurder, als einen Preis zu
verleihen für die Songzeile: „Mein Körper ist definierter als von
Auschwitzinsassen“. Die Rapper sagen, ihre Absicht sei nicht negativ,
„höchstens ein bisschen fahrlässig“. Geschwafel, bei dem letztlich
nicht entscheidend ist, ob es Dummheit, Brutalität oder eiskaltem
Kommerzkalkül entspringt. Die Rapper beklagen, der Sänger Campino,
der sie kritisiert, spiele sich als moralische Instanz auf.
„Moralisch“ als Schimpfwort – wir haben–s weit gebracht in dieser
Gesellschaft. Daran, dass diese Preisverleihung unsäglich war, eine
Schande, kann es bei Menschen, die auch nur einen Funken Herz und
Verstand haben, keinen Zweifel geben. Traurig ist, dass andere
Künstler die miese Show aus Feigheit, Ignoranz oder
Geschäftsinteresse nicht boykottierten. Ein wenig Hoffnung macht,
dass die Bildungsstätte „Anne Frank“ die Rappertexte für ihre Arbeit
einsetzen will, als Negativbeispiel. Alle Schulen sollten das tun.
Die Rapper sollten hingehen, um zu lernen. Die Hoffnung stirbt
zuletzt.
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Werner Wenzel
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