Allg. Zeitung Mainz: Online-Hölle / Kommentar von Christian Matz zum Facebook-Skandal

Was für ein Skandal, was für eine Ansammlung
moderner Bösewichte: die weltgrößte Datenkrake Facebook, die windige
Wählerbeeinflussungsfirma Cambridge Analytica und der skrupellose
Ex-Trump-Flüsterer Steve Bannon – willkommen in der Online-Hölle.
Dabei haben alle drei nur ihren Job gemacht. Dass das Netzwerk jeden
Datenschnipsel einsammelt, um ihn gewinnbringend an den
Meistbietenden zu verkaufen, damit dieser gezielt Werbung machen und
das Verhalten der Mitglieder steuern kann – das ist nun mal das
Geschäftsmodell von Facebook. Und dass dieser riesige Datenberg neben
Geschäftemachern auch Meinungsmanipulierer anlockt, liegt auf der
Hand – deshalb ist es ein geradezu böswilliger Verdummungsversuch
Facebooks, sich auch noch als Opfer darzustellen. Genau genommen hat
Cambridge Analytica ja auch gar keine Daten „geklaut“, sondern es hat
Facebook einfach so genutzt, wie es eben auch genutzt werden kann.
Wobei einschränkend zu sagen ist: Die Firma macht sehr viel Getöse um
ihren Einfluss; und sie liefert den Trump-Gegnern den lang ersehnten
„Beweis“, dass bei dessen Wahl böse Mächte am Werk waren. Ob sie die
Wahl tatsächlich entschieden hat? Das weiß kein Mensch. Was
Facebook-Chef Zuckerberg jetzt aber weiß: Die Bereitschaft, seinem
Netzwerk auf allen Wegen zu folgen, ist endlich. Es sind nicht die
Datenschützer oder gar die Politik, die ihm ein Problem bereiten –
sondern es sind seine Geschäftspartner und seine Aktionäre. Ein
Absturz an der Börse ist womöglich das einzige Signal, das bei
Facebook ein Umdenken bewirken kann. Wenn der Milliardenverlust dazu
führt, dass das Unternehmen endlich mehr Verantwortung dafür
übernimmt, was auf der Plattform geschieht, dann hat dieser Skandal
etwas sehr Gutes.

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Werner Wenzel
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