Allg. Zeitung Mainz: Perspektivlos / Christian Matz zur Lage der Rohingya in Bangladesch

Wer in Europa von einer Flüchtlingskrise spricht,
von einer „Welle“ und einem „Ansturm“, der nicht zu bewältigen sei,
der möge seinen Blick nach Bangladesch richten. Dort spielt sich –
ohne die Herausforderungen auf unserem Kontinent zu verharmlosen –
tatsächlich ein Drama ab, eine Katastrophe. Das selbst bitterarme
Bangladesch nimmt knapp eine Million Menschen aus Myanmar auf, die
dort vor Totschlag, Vergewaltigung, brutaler Unterdrückung geflohen
sind. Beobachter sprechen von einem Völkermord an den Rohingya, doch
die internationale Gemeinschaft schaut tatenlos zu; jedenfalls
geschieht nichts Wirkungsvolles, was dem Einhalt gebieten könnte.
Bloße Vorwürfe von UN-Menschenrechtsexperten und EU-Einreisesperren
für hohe Militärs sind jedenfalls zu wenig. Ausgerechnet Facebook,
die wichtigste Nachrichtenseite in Myanmar, setzt nun ein Zeichen und
sperrt den Oberbefehlshaber. Jahrelange Hetze und Hass aber haben ihr
Werk schon getan. Ausweglos und perspektivlos, dies ist wohl die
zutreffende Beschreibung für die Lage der in Bangladesch
Gestrandeten. Zwar scheint die Verpflegung aufgrund des Engagements
von Hilfsorganisationen einigermaßen gesichert, doch eingesperrt im
Lager, ohne Aussicht auf Arbeit, ohne Schulen gibt es keine Hoffnung.
Bangladesch will die Rohingya nicht behalten, Myanmar will sie nicht
zurück. Desillusionierend ist der Blick auf Aung San Suu Kyi,
entzauberte Hoffnungsträgerin für ein friedliches Myanmar. Sie ist
unfähig und unwillig, den Rohingya beiseite zu stehen. Die
Friedensnobelpreisträgerin ist der Auszeichnung unwürdig.

Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Christian Matz
Manteldesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de

Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell