Ob tatsächlich Russland für den Giftanschlag auf den
Ex-Doppelagenten Skripal in Großbritannien verantwortlich ist, wird
sich womöglich niemals beweisen lassen. Jedenfalls nicht, solange
nicht jemand die Verantwortung dafür übernimmt, was nicht zu erwarten
ist. Sehr viel bei der Beurteilung dieses Falls, der sich zu einer
internationalen Krise ausgewachsen hat, hängt also davon ab, wie
glaubwürdig London und Moskau agieren. Und hier liegt aus westlicher
Perspektive das Problem: Man möchte ja nur zu gerne glauben, dass die
bösen Russen und der Oberschurke Putin hinter dem Anschlag stecken –
aber die Glaubwürdigkeit der Briten leidet doch sehr unter Politikern
vom Typ Boris Johnson. Der Außenminister – Populist, Lautsprecher und
schon in seiner Zeit als Londoner Bürgermeister nicht nur
frisurtechnisch ein Wirrkopf – ist in keinster Weise dazu geeignet,
als Anwalt des Westens und Vertreter der angeblich gerechten Sache zu
agieren. Dabei hatte seine Regierungschefin Theresa May, bis vor
kurzem noch die Brexit-Trümmerfrau von der Insel, mit ihrer harten
Haltung gegenüber Moskau doch zusehends an Statur gewonnen und
zahlreiche westliche Verbündete hinter sich versammelt. Aber starke
Indizien sind keine unwiderlegbaren Beweise für die russische Schuld
– solange die Briten nur von diesen Beweisen sprechen, sie aber nicht
vorlegen können (oder wollen), solange ist Moskau im Propagandakrieg
fein raus. Und damit stellt sich auch für Länder wie Deutschland, das
ebenfalls russische Diplomaten ausgewiesen hat, die Frage, wie weit
sie sich in diesen Konflikt hineinziehen lassen. Berlin gehört
zweifellos an die Seite Großbritanniens, aber es ist gut beraten,
sich in Ton und Aktion sehr zurückzuhalten.
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