Allg. Zeitung Mainz: Risiken / Kommentar zum Nitrat-Urteil / Von Reinhard Breidenbach

Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt
oder Apotheker – so lautet der Warnhinweis bei Medikamenten. Bei
Lebensmitteln und vor allem beim wichtigsten Lebensmittel
schlechthin, dem Wasser, sind Warnhinweise nicht ganz so einfach. Der
Warnhinweis des Europäischen Gerichtshofs in Form eines recht
martialisch klingenden Urteils über Nitrat bezieht sich auf
Gegebenheiten aus dem Jahr 2014. Die Bundesregierung in Gestalt der
Agrarministerin Julia Klöckner schwört Stein und Bein, sie habe
ohnehin schon strengere Regeln fürs Düngen erlassen, und alles werde
besser. Ihr Wort in Gottes Ohr, sie muss sich daran messen und
festhalten lassen. Der Bürger und Fleischesser hört: Wenn weniger
Intensivtierhaltung, dann weniger Gülle und damit weniger Nitrat.
Sogleich fordern SPD und Grüne einen Paradigmenwechsel in der
Landwirtschaft. Die Grünen schneidiger als die SPD, weil die ja –
noch – in der Regierungsverantwortung ist. Es geht erkennbar um einen
der zahlreichen Grundkonflikte in der Landwirtschaft. Fleisch und
Milch nur noch von mutmaßlich glücklichen, viel Freiraum und bestes
Futter genießenden Tieren? Die Böden werden geschont, Bio für alle,
jedenfalls für die meisten, wie sich die Nachfrage- und
Angebotsmengen einpendeln würden, wäre zu prüfen? Das wäre denkbar,
aber das ist graueste Theorie. Denn zwei entscheidende
Personengruppen machen da nicht mit: die Landwirte – und vor allem
die Verbraucher. „Wachse oder weiche“ hieß es früher in der
Landwirtschaft, und so viel hat sich daran nicht geändert. Und:
„Billig statt Bio“ lautet das Credo vieler Verbraucher. Gesund ist
das wahrscheinlich nicht.

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