Allg. Zeitung Mainz: Schieflage / Kommentar zum Immobilienmarkt

Familien mit Kindern oder Geringverdiener finden
immer schwerer bezahlbaren Wohnraum. Während ihr Reallohn aufgrund
der Inflation sinkt, steigen die Mieten und die Wohnnebenkosten. Das
ist Realität für Millionen Menschen in Deutschland, vor allem in
Ballungsräumen wie dem Rhein-Main-Gebiet. Zu Recht haben Städtetag
und Wohnungsunternehmen vor kurzem Alarm geschlagen und auf den
Mangel an Sozialwohnungen hingewiesen. Während der öffentlich
geförderte Wohnungsbau zurückgeht, steigt die Zahl derer, die einen
Anspruch darauf haben. Eine Schieflage, die nicht nur die Betroffenen
in existenzielle Nöte bringt, sondern auch den sozialen Frieden in
der Gesellschaft gefährdet. Vor allem dann, wenn gerade in Städten
statt bezahlbarer Wohnungen zunehmend höherpreisige Objekte
entstehen, weil Investoren damit mehr Geld verdienen können. Deshalb
brauchen die Kommunen für sozialen Wohnungsbau die finanzielle
Unterstützung durch Land und Bund. Für den Immobilienverband (IVD)
sieht die Situation dagegen anders aus. Dessen Mitglieder können
angesichts anziehender Preise für Häuser und Wohnungen frohlocken.
Historisch niedrige Bauzinsen und die Finanzkrise bescheren ihnen
hervorragende Umsätze. Kein Wunder, dass der IVD die aktuelle
Preisentwicklung nicht als übertrieben ansieht. Für Menschen, die die
Kehrseite dieser Medaille erleben, ist diese Einschätzung aber nur
schwer erträglich. Das gilt auch für die IVD-Aussage, Deutschland
brauche „keine Art von gefördertem Wohnungsbau“. Deutschland braucht
ihn unbedingt. Nur die Immobilienbranche braucht ihn nicht.

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Werner Wenzel
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