Der italienische Staatspräsident Mattarella hat hoch
gepokert – und gewonnen. Sein Pokern hätte aber auch ganz anders
ausgehen können. Man muss den in Berlin und Brüssel verhassten
Führern der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega fast dankbar sein, dass
sie nach der Ablehnung ihres antieuropäischen Kandidaten für das Amt
des Finanzministers durch den Präsidenten besonnen reagiert und einen
gemäßigteren Kandidaten nominiert haben. Die Alternative wären
Neuwahlen gewesen, die mit noch mehr europäischen und deutschen
Ressentiments über die Bühne gegangen wären. Das hätte die beiden
Sieger der Wahl vom 4. März sicher nicht geschwächt. Und das hätte
den Staatspräsidenten – als letzter Autorität des italienischen
Establishments – vom Sockel stoßen können. Man kann es drehen und
wenden wie man will: Die italienischen Wähler sehnen sich regelrecht
nach einer Regierung der populistischen Fünf-Sterne und der
rechtsnationalen Lega. Nun muss diese Regierung auch die Chance zum
Scheitern bekommen. Dabei tun Deutschland, Brüssel und die EZB gut
daran, der Regierung mit ihrem unbezahlbaren Programm der Wohltaten
weder in die Speichen zu fallen, noch voreilig zur Stabilisierung des
Landes zu intervenieren. Die italienischen Bürger, die diese
Regierung gewählt haben, müssen nun ohne jede Provokation vor die
Wahl gestellt werden, ob sie im Euroraum bleiben wollen oder nicht.
70 Prozent von ihnen wollen – Stand heute – die Lira nicht
zurückhaben. Diese Schizophrenie können die Italiener nur selbst
auflösen.
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Werner Wenzel
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