Hat jemand der SPD-Spitze schon mal zugerufen, dass
die närrischen Tage vorbei sind? Die Situation dieser ehemaligen
Volkspartei hat sich allerdings schon viel zu dramatisch zugespitzt,
als dass wir uns unsererseits über diese beispiellose Selbstdemontage
lustig machen sollten. Nach dem haltlosen und logischerweise
gescheiterten Versuch von Martin Schulz, sich ins Außenministerium zu
retten, lässt sich die designierte Vorsitzende Andrea Nahles dazu
verleiten, schon vor dem anstehenden Wahltermin den Parteivorsitz
kommissarisch zu übernehmen. Egal, ob das tatsächlich ein Verstoß
gegen die Parteisatzung wäre. Die Idee war so unklug wie nur was. Für
kommissarische Aufgaben sind die gewählten Stellvertreter zuständig.
Nahles hätte sich selbst verbrannt, noch bevor sie ins Amt gekommen
wäre, wenn der SPD-Vorstand am Dienstagabend nicht klein beigegeben
und Olaf Scholz die kommissarische Parteiführung angetragen hätte.
Die Kandidatur der Flensburger SPD-Oberbürgermeisterin Simone Lange
gegen Andrea Nahles beim Parteitag im April kann man dagegen nur
begrüßen. Nicht weil Nahles die Falsche wäre, sondern weil auch
innerhalb der Parteien eine Wahl im besten Falle auch eine Wahl
zwischen mindestens zwei Kandidaten sein sollte. Wenn sich die SPD
aber nicht nur ihrer rebellisch gewordenen Parteibasis wieder
annähern will, sondern auch den Wahlbürgern, steht ihr noch ein ganz
anderer Prozess bevor: die Themen erkennen, die die Menschen drücken.
Und die Sprache sprechen, die sie verstehen. Für die Demokratie in
Deutschland muss man fast beten, dass ihr das gelingt.
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