Amerikas Kinder sind einer gefährlichen Bedrohung
ausgesetzt. Sie ist 20 Gramm schwer und besteht aus einer
Schokoladenhülle, die eine Plastikkapsel umschließt. In dieser Kapsel
befindet sich ein kleines Spielzeug. Erkannt? Wir reden vom
„Überraschungsei“. Weil es so gefährlich ist, ist sein Verkauf in den
USA zum Schutz kleiner Kinder bei Strafe verboten. Verkauft werden
hingegen dürfen – zu Zehntausenden pro Jahr – orangefarben,
himmelblau oder auch mal rosa lackierte Gewehre für Jungen und
Mädchen im Vorschulalter. Die Widersprüche, denen sich Amerika
aussetzt, sind für Außenstehende immer schwerer zu erfassen. Man
darf, nein, man muss entsetzt sein über den Vorfall in Kentucky, bei
dem ein Fünfjähriger mit seiner „First Rifle“ seine zwei Jahre alte
Schwester erschossen hat. Man darf auch entsetzt darüber sein, dass
es Präsident Obama nicht schafft, bessere Kontrollgesetze
durchzusetzen. Nur einen Fehler sollte man nicht machen: sich als
Europäer moralisch überlegen fühlen. Auch in Deutschland
beispielsweise zirkulieren Hunderttausende von Waffen. Die uns
schützende Barriere ist kultureller Natur. Während Waffen hierzulande
– in der Regel streng kontrollierte – Werkzeuge für Spezialisten wie
Soldaten, Polizisten oder Schützen sind, ist ein Gewehr oder eine
Pistole in den Staaten Teil des genetischen Codes der Nation. Mit
einem gezielt romantisierten Pioniermythos werden Milliardenumsätze
gemacht, die das Land mit einer fatalen Spirale der Aufrüstung
überziehen. Aber die Amerikaner müssen das selbst begreifen. Uns
bleibt nur zu hoffen, dass das gegen die Macht der Lobby und der sie
stützenden Politiker, an deren Händen jetzt auch das Blut einer
Zweijährigen klebt, überhaupt noch gelingen kann.
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Allgemeine Zeitung Mainz
Sven Rindfleisch
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