Allg. Zeitung Mainz: Strauß rotiert / Kommentar zum politischen Aschermittwoch / Von Reinhard Breidenbach

Kinder und Narren sagen die Wahrheit, lautet eine
alte Weisheit. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Denn vieles,
was an oder kurz nach Fastnacht gesagt wird, ist weder lustig, noch
trifft es den wunden Punkt. Bei Passau und Vilshofen, den Müttern
aller Politischen Aschermittwoche, ist halt oft die Maß Bier das
intellektuelle Maß aller Dinge. Eine Art Workout für Hirn und Hals.
Halt nicht im Fitness-Studio, sondern im Zelt. Das ist auch in
Ordnung so. Lieber Schaum und Schweiß vergießen als Blutvergießen. Es
ging heuer halbwegs gesittet zu, wenn man mal davon absieht, dass es
schon recht(s) streng nach AfD riecht, wenn der Chef der bayerischen
Freien Wähler, Aiwanger, von Merkel als der „Heimsuchung aus dem
Osten“ spricht. Dagegen war der CSU-Generalsekretär Scheuer, der –
wie jeder CSU-General seit ewig – fürs Draufhauen bezahlt wird,
nachgerade zahm zu den Sozis. Am witzigsten klang aber der künftige
bayerische Ministerpräsident Markus Söder, der – wenn es stimmt und
nicht aufstoßende Menschen oder anstoßende Maßkrüge akustische
Verzerrungen verursachten – eine Amtszeitbegrenzung für bayerische
Ministerpräsidenten in die Verfassung schreiben will. Franz Josef
Strauß hat sich im Grabe umgedreht, als er das hörte. Nicht zuletzt:
Das Elend der SPD spiegelt sich darin wider, dass sie ausgerechnet
mit einem vorübergehenden Parteichef Olaf Scholz ins Bierzeltrennen
gehen musste. Der ist mimisch zwar prädestiniert für die Fastenzeit,
beim Unterhaltungswert aber nur auf aktuellem HSV-Niveau. Fazit:
Alles in allem stand dieser Aschermittwoch der Regierungsbildung
zumindest nicht im Wege. Das ist ja heutzutage auch schon was.

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