Im Januar 1918 – elf Monate vor Ende des Ersten
Weltkriegs – entwarf der amerikanische Präsident Woodrow Wilson in
den berühmten „14 Punkten“ eine europäische Friedensordnung. Zu
Wilsons Postulaten gehörten die Abschaffung der Geheimdiplomatie und
von Handelsschranken, der Abbau der Rüstungsausgaben sowie die
Gründung eines „allgemeinen Verbands der Nationen“, wie er mit dem
Völkerbund, dem Vorläufer der Vereinten Nationen, 1920 dann
tatsächlich erstmals in der Weltgeschichte tagte. Hundert Jahre
später steht Wilsons 17. Nachfolger im Weißen Haus für eine
gegensätzliche Programmatik: Donald Trump zettelt Handelskriege an,
lässt aufrüsten und stellt die Interessen der USA über die aller
anderen Nationen. Mit Putin und Erdogan mischten sich in Paris zwei
weitere Autokraten grinsend unter die anderen Staats- und
Regierungschefs – was einer Verhöhnung der zentralen Botschaft des
Ersten Weltkriegs nahekommt. Nur ein paar Kilometer von Paris
Richtung Norden und Osten sind auf den historischen Schlachtfeldern
die mit Kreuzen übersäten Endstationen des nationalistischen Irrwegs
zu besichtigen. Frankreichs dynamischer Präsident Emmanuel Macron
richtete klare Worte an Trump & Co., dafür gebührt ihm Dank und
Respekt. Allerdings können weder Macrons starke Rede, noch die
symbolträchtigen Bilder des Zusammentreffens mit Kanzlerin Angela
Merkel in Compiègne darüber hinwegtäuschen, dass auch in Frankreich
und Deutschland der Nationalismus wiedererstarkt ist und die Lehren
von 1918 auf immer mehr taube Ohren stoßen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Zentraler Newsdesk
Telefon: 06131/485946
desk-zentral@vrm.de
Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell