Allg. Zeitung Mainz: Und dann? / Kommentar zu geklonten Affen / Von Christian Matz

Der geklonte Mensch rückt näher. Dies ist
unzweifelhaft die Ableitung aus den Forschungen chinesischer
Wissenschaftler, die nun erstmals mit der „Dolly“-Methode zwei Affen
geklont haben. Man kann diesen Erfolg optimistisch sehen, als Beitrag
zu wissenschaftlichem und medizinischem Fortschritt – die
Erkenntnisse könnten dazu beitragen, Krankheiten bei Menschen zu
bekämpfen. Man kann dies auch pessimistisch sehen, als Vorgeschmack
auf eine düstere Zeit ohne ethische Schranken, in der jeder, der es
kann, Lebewesen so „baut“, wie er sie gerne hätte. Vor allem aber
sollte man die Ergebnisse realistisch zur Kenntnis nehmen, und diese
lassen nun mal keinen anderen Schluss zu: Irgendwann wird es
technisch möglich sein, einen Menschen zu klonen, die Frage ist nur
noch wann. Dazu ist die Entwicklung in den vergangenen Jahren zu
stetig. Im Grunde ist jetzt ja – überspitzt formuliert – gar nichts
Bahnbrechendes passiert: Schon bei mehr als 20 Tierarten hat diese
Klontechnik funktioniert, auch bei Hunden, Katzen, Pferden. Die große
Hürde sind jetzt noch Menschenaffen, unsere nächsten Verwandten. Und
dann? Eben. Dann sind die Menschen dran. Wir werden uns also der
Frage stellen müssen, ob wir das wirklich erlauben wollen – aus
heutiger Sicht unvorstellbar. Aber dann müssten wir auch wissen, wie
wir es verhindern können. Und spätestens dann stellen wir fest, dass
wir dies nicht werden stoppen können, bei einem Forschungsfeld, das
weltweit Wissenschaftler lockt, auch aus Ländern, die sich im Zweifel
wenig scheren um unsere westlichen Werte. Schöne neue, Angst machende
Welt.

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