Allg. Zeitung Mainz: Und konkret? / Kommentar von Friedrich Roeingh zum Krieg gegen Frauen

Die Wahrheit ist das erste Opfer des Krieges, sagt
man. Und die Frauen sind die häufigsten, müsste man ergänzen. Denn
das Bild aus den Kriegen des 20. Jahrhunderts, als die Männer ins
Feld zogen und die Frauen die Gefallenen beweinten, stimmt schon
lange nicht mehr. Die meisten Kriege auf der Welt sind heute
Bürgerkriege und terroristische Kriege. Sie werden asymmetrisch
geführt. Zu dieser technokratischen Formel gehört nur zu häufig die
Demütigung des Gegners durch Missbrauch, Vergewaltigung und Tötung
der Frauen. Und in den riesigen Flüchtlingsströmen, die diese
Konflikte auslösen, setzt sich die sexuelle Gewalt gegen die Frauen –
auf der Flucht und auch noch in den Lagern – ungehemmt fort. Genauso
wie in der Herrschaft vieler Sieger nach Ende der Kampfhandlungen. Es
ist also ein gutes Zeichen, wenn Außenminister Heiko Maas den Schutz
der Frauen in allen kriegerischen Konflikten an den Beginn des
30-tägigen deutschen Vorsitzes im UN-Sicherheitsrat setzt. Auch an
der medienwirksamen Unterstützung durch Angelina Jolie ist nichts
auszusetzen. Erreicht ist damit allerdings noch nichts. Vor allem
nicht, wenn schon beim Einbringen der Initiative klar ist, dass die
Vetomächte China, Russland und USA die Resolution nicht mittragen
werden. Die Bundesregierung sollte sich also Gedanken machen, wie sie
ihrem Anspruch auch ohne internationale Übereinkunft Geltung
verschaffen kann. Das wird nur über konkrete Bedingungen gehen, die
man zum Beispiel an Hilfen für Flüchtlingslager und Nachkriegsmächte
knüpft.

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